Während die Regierungen der Welt darüber diskutieren, ob der Tiefseebergbau erlaubt werden soll, besetzten heute Morgen etwa 20 Greenpeace-Aktivist:innen aus der Schweiz, der Niederlande und Deutschland ein für den Tiefseebergbau vorbereitetes Schiff. Sie hängten ein Banner mit der Aufschrift «No Deep Sea Mining» («Kein Tiefseebergbau») an das riesige, zwei Fussballfelder lange Schiff namens Hidden Gem. Das Schiff gehört der Schweizer Firma Allseas aus dem Kanton Freiburg und wird seit September als weltweit erstes für den Tiefseebergbau umgebaut.
In Zusammenarbeit mit der Gruppe The Metals Company soll die Hidden Gem schon zu Beginn des kommenden Jahres zu einer ersten Test-Expedition für den Abbau von Manganknollen in einer Meerestiefe von mehr als 4’000 Metern aufbrechen. Die Knollen enthalten Metalle wie Mangan, Kobalt und Nickel, die potenziell in der Elektronikindustrie verwendet werden könnten. «Die Tiefsee ist eines der letzten nahezu unberührten Gebiete in unseren Meeren. Durch den Tiefseebergbau würde dieses Ökosystem und seine Artenvielfalt unwiederbringlich zerstört», sagt Iris Menn, promovierte Meeresbiologin und Geschäftsführerin von Greenpeace Schweiz. «Es zeugt von Desinteresse gegenüber den Schätzen der Natur und grosser Profitgier, dass sich Allseas auf die Zerstörung der Tiefsee vorbereitet, während zahlreiche Staaten und grosse private Konzerne wie Samsung, Google und BMW bereits ein Moratorium für den Tiefseebergbau fordern», sagt Menn.
Die Greenpeace-Aktivist:innen protestieren während sich in Kingston/Jamaika diese Woche die Regierungen bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) treffen, um über die Öffnung des Meeresbodens für den Bergbau in weniger als zwei Jahren zu beraten. Den Startschuss gab der pazifische Inselstaat Nauru im Juni 2021, unterstützt von The Metals Company, die zuvor andere Nationen schockiert hatte, da sie bei ISA-Treffen im Namen der nauruanischen Regierung sprach. Die ISA hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Lizenzanträge für die Erkundung und den Abbau von Bodenschätzen zur Prüfung angenommen. Derzeit umfassen diese Lizenzen bereits mehr als 36 Mal die Fläche der Schweiz. «Die Gefahr ist gross, dass die ISA dem Ansturm auf die Bodenschätze der Tiefsee Tür und Tor öffnet», sagt Menn. «Genau deshalb ist die Schweiz und der Bundesrat gefordert sich öffentlich und lautstark für ein Moratorium für den Tiefseebergbau einzusetzen.»
Die Rolle der Schweiz
Bisher erteilt der Bundesrat dem Meeresschutz noch eine Absage. In seiner Antwort auf die parlamentarische Interpellation zum Tiefseebergbau bezieht der Bundesrat keine klare Position für den Schutz der Meere. Die Unterstützung eines Moratorium ist ein konkreter erster Schritt, um die internationale Verpflichtung zum Schutz der biologischen Vielfalt in die Tat umzusetzen und ein Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Ozeane spielen eine entscheidende Rolle für das Klima. Um den Bundesrat endlich zu einer ehrgeizigen Position zum Meeresschutz zu bewegen, hat Greenpeace Schweiz eine Petition mit konkreten Forderungen an die Schweizer Regierung lanciert. «Wir befinden uns an einem Scheideweg», analysiert Iris Menn. «Der Schutz der Meere spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die globale Erwärmung und das Massensterben der Arten. Die Schweiz muss ihre Doppelzüngigkeit beenden und sich konkret für den Schutz der Ozeane einsetzen.»
Photos und Videos von der Aktion
https://media.greenpeace.org/collection/27MDHUHEL2UY
Kontakte
- Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin, Greenpeace Schweiz, [email protected], +41 79 886 75 92
- Medienstelle Greenpeace Schweiz,
[email protected], +41 44 447 41 11