Obwohl die Schweiz keinen direkten Zugang zum Meer hat, spielt sie eine wichtige Rolle beim Schutz der Ozeane. Doch wenige Monate vor den finalen Verhandlungen der Vereinten Nationen im März 2022 zu einem globalen Hochseeschutzabkommen erteilt der Bundesrat dem Meeresschutz eine Absage. Und zwar eine doppelte Absage. In seinen Antworten auf die parlamentarischen Interpellationen zum Hochseeschutzabkommen und zum Tiefseebergbau bezieht der Bundesrat keine klare Position für den Schutz der Meere.
«Bei den Verhandlungen über das Hochseeschutzabkommen zählt jede Stimme, auch die der Schweiz», sagt Iris Menn, promovierte Meeresbiologin und Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, «leider hat der Bundesrat die Bedeutung des Meeresschutzes und die führende Rolle, die die Schweiz spielen muss, noch nicht erkannt. Und das, obwohl sie sich im Rahmen der Biodiversitätskonvention verpflichtet hat, den Verlust der Biodiversität bis 2030 zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung umzukehren.»
Rechtsverbindlicher Schutz der Hochsee
Seit 2017 verhandeln die Vereinten Nationen über ein internationales Abkommen zum Schutz der Hohen See. Es ist DIE historische Chance für umfassenden Meeresschutz, denn der Vertrag soll den Schutz und die nachhaltige Nutzung der sogenannten Hohen See rechtsverbindlich regeln. Während die UN-Verhandlungen laufen, erhöhen die Rohstoffkonzerne den Druck für die Freigabe der Ausbeutung der Tiefsee durch industriellen Tiefseebergbau. Und so hat die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) den Startschuss für die Vergabe der Lizenzen in 2023 angekündigt.
Darauf warten auch zwei Schweizer Konzerne: Glencore und Allseas. Sie finanzieren und rüsten Expeditionen für den Tiefseebergbau aus und möchten möglichst schnell in diesen nahezu unberührten Lebensraum vordringen, um Rohstoffe wie Mangan, Kobalt und Nickel abzubauen. Angesichts der potenziell katastrophalen Folgen, die diese Tätigkeit für die biologische Vielfalt der Ozeane haben könnte, distanzieren sich jedoch bereits viele Staaten und grosse Unternehmen wie Samsung, Google, BMW und Volvo von dieser neuen Bergbauindustrie und unterstützen ein Moratorium für den Tiefseebergbau.
«Ein Moratorium für den Tiefseebergbau ist die einzige Chance, diesen unberührten Lebensraum zu schützen, bevor er unwiederbringlich zerstört wird», sagt Menn. «Wir wissen über die Tiefsee weniger als über den Mond. Die Schweiz muss das Moratorium für den Tiefseebergbau offiziell unterstützen. Dies ist ein konkreter erster Schritt, um die Verpflichtung zum Schutz der biologischen Vielfalt in die Tat umzusetzen und ein Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Ozeane spielen eine entscheidende Rolle für das Klima.»
Mehr Schweizer Engagement für den Meeresschutz
Um den Bundesrat endlich zu einer ehrgeizigen Position zum Meeresschutz zu bewegen, lanciert Greenpeace Schweiz heute eine Petition mit konkreten Forderungen an die Schweizer Regierung:
- Eine öffentliche und ambitionierte Position der Schweiz bei den UN-Verhandlungen im März 2022 zum Hochseeschutzabkommen, d.h. konkret eine Unterstützung folgender Elemente:
- Die Einrichtung von Meeresschutzgebieten ohne jegliche menschliche Nutzung.
- Die strikte Reglementierung sämtlicher Nutzungsformen ausserhalb von Meeresschutzgebieten.
- Die Einrichtung eines Finanzierungsmechanismus zur Umsetzung des Abkommens, ergänzend zum globalen Umweltfond.
- Die Aufnahme der gesamten marinen Artenvielfalt in den Vertrag, ohne Ausnahmen.
- Eine öffentliche Unterstützung der Schweiz für ein Tiefseebergbau-Moratorium.
Kontakte:
- Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin, Greenpeace Schweiz
[email protected], +41 79 886 75 92 - Medienstelle Greenpeace Schweiz
[email protected], +41 44 447 41 11