Heute Morgen kurz nach 9 Uhr stieg Greenpeace dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) aufs Dach. Über dem Amt schwebt ein überdimensionierter Novartis-Maiskolben und an die Fassade spannten AktivistInnen ein Transparent mit dem Text «Gentech-Mais – Non merci!». Damit fordert Greenpeace vom BAG die Zurückweisung des Novartis-Antrags auf Zulassung von genmanipuliertem Bt-Mais als Lebensmittel. Wegen Gesundheits- und Umweltschutzbedenken wurde der umstrittene Mais bis jetzt in keinem europäischen Land angebaut. Das unnötige und gefährliche Industrieprodukt darf nicht auf unsere Teller kommen. Bereits am Freitag besetzten zwei virtuelle Greenpeace AktivistInnen aus Protest gegen die Informationspolitik von Novartis die Internet-Site www.novartis.ch. Auch diese Besetzung dauert an.

Bern. Das Zulassungsgesuch des Chemie- und Agromultis Novartis ist beim BAG seit Oktober des vergangenen Jahres hängig. Im Labor haben Novartis-Forscher der Pflanze drei Fremdgene eingepflanzt: Erstens ein Marker-Gen, das die Resistenz gegen Ampicillin überträgt, einem in der Therapie bei Menschen und Tieren oft verwendeten Antibiotikum. Weiter enthält die Pflanze ein japanisches Bodenbakterien-Gen, das den Mais gegen das Pflanzengift «Basta» resistent macht und drittens ein Gen des Bacillus thuringiensis, damit der Novartis-Mais ein Insektizid gegen den Maiszünsler gleich selbst produziert. Entgegen der Behauptung des Chemiekonzerns haben Tests des eidgenössischen Forschungsinstitut für Agrarökologie und Landbau gezeigt, dass nicht nur die anvisierten Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten durch die Einnahme von genmanipuliertem Mais sterben. Zudem droht die Entwicklung giftresistenter «Superkräuter» und «-insekten». Experten, wie das Beratungskomitee der britischen Regierung für Novel Food warnen weiter vor Gesundheitsgefahren durch eine Übertragung der im Mais eingebauten Antibiotika-Resistenz auf den Menschen. Andere mögliche ökologische oder gesundheitliche Schäden können die Forscher heute weder exakt voraussagen noch ausschliessen. Mit der Freigabe des genmanipulierten Mais› als Lebensmittel würde das BAG nicht nur seine Pflicht vernachlässigen, die menschliche Gesundheit zu schützen, sondern auch den Volkswillen missachten: In wiederholten Meinungsumfragen hat eine überwältigende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer sich gegen die Genmanipulation von Lebensmitteln geäussert. Novartis hat am 18. Juni dieses Jahres einen Brief an Präsident Clinton unterzeichnet, in dem die Gentechlobby den Einsatz von US-Handelssanktionen fordert, falls die EuropäerInnen auf der Deklaration genmanipulierter Lebensmittel bestehen sollten. Dies ganz entgegen den Behauptungen des Basler Stammhauses, wo die Einführung von Gentech-Lebensmitteln immer mit der Deklaration und der Wahlfreiheit der KonsumentInnen gerechtfertigt wird. Bei einer Zulassung des Novartis-Mais› durch das BAG bleibt der Schweizer Bevölkerung nur noch ein Mittel gegen die Gefahren der ungezügelten Gentechnologie: ein «Ja» zur Gen-Schutz-Initiative. Sie weist die Gentechnologie in vernünftige Schranken, ohne ihre medizinische Anwendung zu unterbinden, sie verbietet Freisetzung, Patente auf genmanipulierte Tiere und Pflanzen und verhindert Nahrungsmittel aus dem Genlabor. Dem Greenpeace-Protest gegen die Freigabe von Gentech-Polenta können sich auch Berner PassantInnen anschliessen. Auf dem Bärenplatz, wo Greenpeace-AktivistInnen Informationen zum Novartis-Mais und der Genschutz-Initiative verteilen, können sie einen Protestbrief unterschreiben, der an Bundesrätin Dreifuss gefaxt wird.


Kontakt:
Bruno Heinzer, Koordinator der Genschutz-Kampagne 01 / 447 41 41