Greenpeace reicht bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige gegen die illegalen Atommüllexporte der Schweizer AKW-Betreiber ein, um die Wiederaufarbeitung von Atommüll aus der Schweiz und die damit verbundene atomare Verseuchung der Meere zu unterbinden. Zurzeit stehen zwei Transporte im AKW Mühleberg zum Abtransport in die Wiederaufarbeitung bereit, werden aber aufgrund der Strassenblockaden der französischen Lastwagenfahrer an der Fahrt in die Plutoniumfabrik Sellafield gehindert.
Mühleberg. Die beiden Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague (F) und Sellafield (GB), die zu einem erheblichen Teil Atommüll aus der Schweiz verarbeiten, leiten täglich Millionen von Litern radioaktiver Abwässer in den Atlantik. Greenpeace hat mit Sediments- und Wasserproben am Abflussrohr in La Hague nachgewiesen, dass die Abwässer zu einer erheblichen Verseuchung des Meeres führen und damit ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellen. Die «Entsorgung» im Atlantik ist mit dem Schweizer Strahlenschutzgesetz nicht vereinbar. Deshalb reicht Greenpeace Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft ein. Damit soll auch dem weiteren Export von hochradioaktiven Atomabfällen ins Ausland ein Riegel geschoben werden. Im Sommer 1997 hatte Greenpeace versucht, Proben des verseuchten Meeresbodens vor La Hague in die Schweiz zu importieren, um sie den Absendern – den Atomkraftwerkbetreibern – zurückzubringen. Die Proben wurden am Zoll beschlagnahmt. Später verbot das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Greenpeace die Einfuhr und den Umgang mit den Proben, da es sich bei den im offenen Meer gesammelten Sedimenten eindeutig um radioaktives Material handelt. Die Proben wurden nun im Zwischenlager des Paul-Scherrer-Instituts in Würenlingen untergebracht und sollen später endgelagert werden. Radioaktive Abfälle, die in der Schweiz sicher verwahrt werden müssen, dürfen nicht im Ausland ungestraft in die Umwelt geleitet werden. Dies hält das Schweizer Strahlenschutzgesetz unmissverständlich fest. Es verbietet unter anderem die fahrlässige Gefährdung durch ionisierende Strahlung und die Überschreitung der Immissionsgrenzwerte. Zudem schreibt das Gesetz vor, dass mit radioaktiven Stoffen so umzugehen ist, dass möglichst wenig radioaktive Abfälle entstehen. Bei der Wiederaufarbeitung ist das Gegenteil der Fall: Die Menge des Atommülls, den die Schweiz nach La Hague und Sellafield schickt, verzehnfacht sich durch die Wiederaufarbeitung. Mit dem Atommüllexport nach Frankreich und England und der anschliessenden Wiederaufarbeitung werden die gesetzlichen Vorschriften aufs gröbste verletzt. Greenpeace fordert, dass die Wiederaufarbeitung endlich gestoppt und sämtliche Verträge sofort gekündigt werden.
Kontakt:
Stefan Füglister, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41