Seit 8 Uhr heute morgen demonstrieren 10 AktivistInnen von Greenpeace mittels einer Solaranlage vor dem Haupteingang zum Rosental-Areal der Novartis in Basel. Die Umweltorganisation fordert den Chemiemulti auf, keinen Atomstrom aus Frankreich zu importieren und statt dessen die erneuerbaren Energien konsequent zu fördern. Im weiteren soll Novartis sich national und international für Massnahmen gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Energieversorgung einsetzen. Zugleich fordert Greenpeace Bundesrat und Parlament auf, ein Strommarktgesetz vorzulegen, das saubere Energien anstatt billigen Atom- und Kohlestrom fördert.

Basel. Im November 1995 setzte die damalige Ciba-Geigy zu einer energiepolitischen Pioniertat an: Für das sanierungsbedürftige Laborgebäude K-127 im Basler Klybeck-Areal wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben mit der Vorgabe der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. 10 Projektteams lieferten ausgeklügelte und originelle Ideen ab. Am 20. Mai des vergangenen Jahres wurde ein Beitrag prämiert, mit dem der Energieverbrauch um 23 Prozent reduziert resp. durch Solarenergie ersetzt werden sollte. An diesem Anlass erklärte Dr. Johannes Randegger, Nationalrat und Werkleiter der Ciba (und heute bei Novartis): «Ich hoffe, der heutige Anlass hat für viele von Ihnen Motivationen und Mut ausgelöst.» Randegger stellte in Aussicht, dass die prämierte Projektgruppe das Projekt weiter bearbeiten werde. Daraus wurde aber nichts: Das Projekt ist sang- und klanglos in der Schublade verschwunden. Dafür setzt Novartis jetzt auf billigen Dreckstrom: Am 24. April dieses Jahres kündigte der Chemiemulti an, er prüfe den Direktimport von französischem Atomstrom, der 25% günstiger sei als der Basler Strom. So zeigt sich in aller Deutlichkeit, was Novartis-Vertreter mit «Übernahme von Verantwortung» im Rahmen einer «nachhaltigen Entwicklung» verstehen: Der kurzfristige Profit soll dank billiger Energie maximiert werden; Folgen für heutige und spätere Generationen – radioaktive Abfälle, Klimawandel – interessieren nicht. Greenpeace demonstriert heute vor dem Novartis-Portal gegen diese Form des unverantwortlichen Wirtschaftens. Eine Solaranlage zeigt, wo die Energiezukunft liegt. An Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Novartis wird ein Brief mit folgenden Forderungen übergeben: 1) Novartis soll auf den Import von Atomstrom verzichten, 2) Novartis soll die energetisch vorbildliche Sanierung des Laborgebäudes K-127 durchführen, und 3) Novartis soll sich national und international für wirksame Massnahmen gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Energieversorgung einsetzen. Die Firmenvertreter werden zu einer Tasse (mit Solarstrom gebrautem) Kaffee vor dem Gebäude eingeladen und zu einer Stellungnahme aufgefordert. Greenpeace will mit dieser Demonstration zudem darauf aufmerksam machen, was uns blüht, wenn die Strommarktliberalisierung nach den Vorstellungen der Wirtschaft durchgeführt wird: Atomstrom-Überschüsse oder billiger Kohlestrom werden importiert, Strom aus Sonne und Wind haben keine Chance mehr. Greenpeace verlangt deshalb ein Strommarktgesetz, das den sauberen, erneuerbaren Energiequellen Vorrang gibt.

Kontakt:
David Stickelberger, Koordinator der Energiekampagne
Wendel Hilti, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41