Mit einer Mahnwache protestieren Greenpeace-Aktivisten seit Mittwoch morgen vor der indischen Botschaft in Bonn gegen die Atomversuche in der Wüste von Rajasthan. Nach den drei Tests vom Montag hat Indien ungeachtet der weltweiten Empörung inzwischen noch zwei weitere Sprengsätze gezündet.

Bonn. Nach Auffassung von Greenpeace torpediert Indien mit diesen Atombombentests die internationalen Abrüstungsbemühungen und macht Indiens Forderungen nach Abrüstungsmassnahmen von anderen Staaten unglaubwürdig. Greenpeace-Sprecher Michael Kühn sagte in Bonn: «Diese Tests heizen das Wettrüsten zwischen Pakistan und Indien in unverantwortlicher Weise an. Wir fordern von der indischen Regierung die sofortige Unterzeichnung des weltweiten Atomteststopp-Abkommens.» Das Erdbeben-Forschungsinstitut der Universität von Tokio gab an, die Magnitude der drei ersten Explosionen in Rajasthan habe einem Erdbeben der Stärke 4,9 auf der Richterskala entsprochen. Mit 20 bis 30 Kilotonnen hätten sie eine größere Sprengkraft besessen als die Hiroshima-Bombe mit 15 Kilotonnen. Das Kalkül des indischen Premiers Vajpayee, der sich mit den Atomversuchen innenpolitischen Rückhalt erbomben wollte, scheint aufgegangen zu sein: Nach einer in der «Times of India» veröffentlichten Umfrage befürworten 91 Prozent der indischen Bevölkerung die Atomtests. 82 Prozent sind sogar der Meinung, das Land solle nun Atomwaffen herstellen. Auch die Ankündigung von Sanktionen seitens der USA, Japans und Europas sei in Indien gelassen aufgenommen worden, so die «Times of India». Das Blatt zitiert Dewang Mehta, Chef des nationalen Verbands der Software- und Serviceunternehmen, mit der Bemerkung, US-Firmen «brauchen uns genauso sehr wie wir sie brauchen». Die USA sind Indiens größter Handelspartner. US-Präsident Clinton hatte drastische Sanktionen angedroht. Mögliche Massnahmen wären unter anderem die Einstellung der staatlichen Entwicklungshilfe oder auch von Krediten der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Japan will den Geldhahn für alle Projekte auf dem Subkontinent einfrieren; ausgenommen ist nur die rein humanitäre Hilfe. Politische Beobachter fürchten, daß Indiens Erzfeind und Nachbar Pakistan in nicht allzu ferner Zeit ebenfalls einen atomaren Sprengsatz zünden könnte. Es wäre sogar möglich, dass auch China seine Atomtests wieder aufnimmt.

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