Die Umweltorganisation Greenpeace protestiert gegen die Wiederaufnahme der Atommülltransporte in Frankreich. An der Aktion auf den Geleisen beim atomaren Umschlagplatz in Valognes nahmen 17 AktivistInnen aus den Kundenländern der Wiederaufarbeitung teil – auch aus der Schweiz.

Valognes/Zürich. Die Greenpeace-Aktion fand heute morgen auf dem Bahnhof von Valognes, in der Nähe der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague statt, wo die Atommülltransporte von der Bahn auf die Strasse umgeladen werden. Der erste Waggon, der nach der Aufhebung des Transportverbots mit abgebrannten Brennelementen eintraf, wurde von 17 mit Schutzanzügen und Schutzmasken ausgerüsteten Greenpeace-AktivistInnen eingekreist. Die AktivistInnen-Gruppe stammt aus den Kundenländern der Wiederaufarbeitungsfirma Cogéma – neben Deutschland, Frankreich und Belgien war auch die Schweiz am Protest vertreten. Die Greenpeace-AktivistInnen hielten Transparente mit der Aufschrift «Wer ist verantwortlich?» und «Wer ist schuld?». Greenpeace kritisiert die Wiederaufnahme der Transporte aufs Schärfste. Das Problem der verseuchten Atombehälter ist Insidern der Atomindustrie seit Jahren bekannt. Obwohl die Kontrollbehörden der betroffenen Länder – so auch der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) – eine internationale Zusammenarbeit zur Klärung der Verseuchung angekündigt hatten, sind bisher weder von französischer noch von schweizerischer Seite befriedigende Erklärungen zur Ursache der Kontaminationen auf den Tisch gelegt worden. Wenn jetzt Frankreich die gefährlichen Atommülltransporte im Alleingang wieder aufnimmt, scheint es sich vielmehr um eine international abgekartete Strategie zu handeln, um die Behörden der andern Kundenländer zu einer Lockerung des Transportverbots zu bewegen. Die Schweizerische Vereinigung für Atomenergie (SVA) rechnete bereits anfang Juni mit der baldigen Wiederaufnahme der Atommülltransporte. Die Wahrheit über das Ausmass der Kontaminationen ist jedoch noch längst nicht aufgedeckt. Zu widersprüchlich sind die Angaben der Wiederaufarbeitungsfirmen Cogéma (Frankreich) und BNFL (Grossbritannien). Beispiel: Bei gleicher Handhabung des Beladevorgangs meldet England im Gegensatz zu Frankreich nur minime Überschreitungen der Grenzwerte (Sellafield: Überschreitung um 25 Prozent, La Hague: bis zu 360-fache Überschreitung). Bei den Leertransporten zu den Schweizer A-Werken kamen jedoch weitaus mehr Wagen und Atombehälter aus England in verschmutztem Zustand an als aus Frankreich. Greenpeace fordert den Bundesrat dringend auf, gegen die voreilige Wiederauf-nahme der Atommülltransporte in Frankreich zu intervenieren und die neuesten Informationen zu den Kontaminationen offenzulegen.

Kontakt:
Ueli Müller, Koordinator der Atomkamagne 01 / 447 41 41