Für den in Kürze vom Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt erwarteten Beschluss im Verfahren um den Betrieb des einzigen deutschen Atomüllagers in Morsleben hat Greenpeace jetzt erneut grundsätzliche Sicherheitsbedenken angemeldet.
Magdeburg/Hamburg. Eine von den Umweltschützern beim Gericht in Magdeburg eingereichte geologische Expertise benennt Schwachstellen im Salzbergwerk, die auf eine mangelnde Wasserdichtheit von zur Atommüll-Lagerung vorgesehenen Grubenteilen im «Ostfeld» der Anlage hinweisen. In diesem Teil des Bergwerks wurde vor kurzem unerwartet sogenanntes «Hauptanhydritgestein» entdeckt. Dieses Material begünstigt Wassereinbrüche in für die Endlagerung von Atommüll vorgesehene Hohlräume. Auch das zuständige Bergamt in Stassfurt zweifelt deshalb inzwischen an der Sicherheit des Salzbergwerks und stoppte die geplante Nutzung des entsprechenden Einlagerhohlraumes im Ostfeld des Bergwerks. Dort war erst im Oktober 1997 mit der Einlagerung von Atommüll begonnen worden. Greenpeace-Atomexpertin Inge Lindemann: «Wenn Bundesumweltministerin Merkel mal wieder medienwirksam in das Atombergwerk Morsleben einfährt, kann es passieren, dass ihr die Decke auf den Kopf fällt. Der Salzstock über dem Atombergwerk hat Risse und ist undicht, Wasser kann eindringen und das Endlager einstürzen. Die Strahlung würde in die Umwelt gelangen und die ganze Region gefährden. Wir fordern Frau Merkel auf, die Atomanlage in Morsleben sofort stillzulegen.» Schon in der Vergangenheit sind von der Betreiberin wiederholt schwerwiegende Sicherheitsmängel vertuscht oder heruntergespielt worden. So führte die mangelnde Dichtheit des Salzes im Zentralteil des Endlagers Morsleben dazu, dass bereits während des laufenden Betriebes vorzeitige Verfüllungen vorgenommen werden müssen. Zusätzliche gravierende Sicherheitsprobleme ergeben sich aus der geringen Stabilität der Salzdecken im Südfeld sowie durch Lösungszuflüsse ins gesamte Endlagerbergwerk, die ständig abgepumpt werden. «Mit einer gründlichen Standorterkundung und einem atomrechtlich gebotenen Planfeststellungsverfahren hätte es die Erweiterung des Atommüll-Bergwerks in Morsleben nie gegeben. Die Schliessung von Endlagerbereichen wegen eklatanter Sicherheitsrisiken belegt eindeutig, dass zuwenig über die geologische Situation im Salzbergwerk bekannt ist,» so der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Ulrich Wollenteit. Wollenteit vertritt Umweltschützer gegen die Bundesregierung und das Land Sachsen-Anhalt in Klagen auf Schliessung von Morsleben. In Morsleben wurden bisher ca. 33’169 Kubikmeter Atommüll sowie 1’442 andere Strahlenquellen endgelagert. Im Ostfeld lagern bereits 2160 Kubikmeter Strahlenabfall. Bis 2005 sollen insgesamt rund 20’000 Kubikmeter Atommüll allein im Ostfeld endgelagert werden.
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