Vor gesundheitlichen Risiken durch den Anbau gentechnisch veränderter Maispflanzen haben der Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. Ellis Huber, und der Gentechnik-Experte von Greenpeace, Dr. Jan van Aken, heute vor der Bundespressekonferenz in Berlin gewarnt. Dem Mais des Chemieunternehmens Novartis wurde im Labor ein Antibiotika-Resistenz-Gen eingebaut. Auf dem Acker oder im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren kann dieses Gen von Bakterien aufgenommen werden. Gefährliche Krankheitserreger könnten dann mit den gebräuchlichen Antibiotika nicht mehr wirksam bekämpft werden.
Berlin. Der Genmais wird bereits in Deutschland angebaut, in Kürze beginnt die Ernte. Ärzte und Umweltschützer fordern gemeinsam die Bundesregierung auf, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen mit Antibiotikaresistenz zu verbieten. Das Resistenzgen im Novartis-Mais gefäehrdet die Wirkung von Antibiotika, in der Medizin häufig verwendet werden, darunter Ampicillin, Amoxicillin und verschiedene Penicilline. Die Medikamente werden bei Infektionen wie Lungen- und Gehirnhautentzündungen, Keuchhusten, Scharlach oder Typhus verordnet. Dass es sich bei diesen Antibiotika um wichtige Medikamente handelt, belegen zwölf Millionen Verschreibungen allein 1996 in Deutschland. Schon heute ist die Resistenz von Krankheitserregern gegen Antibiotika eine wachsende Gefahr für die wirksame Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Novartis hat in diesem Jahr gentechnisch verändertes Saatgut für den Anbau von 350 Hektar Mais an deutsche Landwirte verteilt. Die Bauern können den Genmais nach Belieben als Körnermais verkaufen oder an ihr Vieh verfüttern. Ob auf dem eigenen Hof oder in der Maismühle verarbeitet: der Genmais gelangt in unser Essen. «Novartis muss sofort offenlegen, wo der Genmais wächst, und dafür sorgen, dass er aus dem Verkehr gezogen wird,» fordert Jan van Aken. «Der Genmais gehört weder auf den Acker noch auf den Teller.» Wegen der Antibiotikaresistenz haben sich bereits mehrere EU-Mitgliedstaaten gegen den Novartis-Mais ausgesprochen, darunter auch das eher gentechnikfreundliche England. In Norwegen sind alle gentechnisch veränderten Pflanzen mit Antibiotikaresistenzen verboten. Österreich und Luxemburg haben ein Importverbot für den Novartis-Mais verhängt. Die bundesdeutsche «Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit» (ZKBS) empfiehlt für die Zukunft den Verzicht auf Gene, die Resistenzen gegen therapeutisch bedeutende Antibiotika bewirken, und hat kürzlich die Zustimmung zu einer genmanipulierten Kartoffelsorte mit einem Antibiotika-Resistenzgen verweigert.
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