Ab September gilt in der Europäischen Union die Kennzeichnungsverordnung für Lebensmittel, die gentechnisch veränderten Mais oder Soja enthalten. Doch die Information der Verbraucher ist mangelhaft. Der im Kleingedruckten versteckte Gen-Hinweis wird von den Kunden nicht registriert. Dies belegt eine Greenpeace-Umfrage aus den Niederlanden.

Hamburg. Im Nachbarland besteht schon seit einem Jahr eine vergleichbare Kennzeichnung. Im Moment sind 15 markierte Produkte im Handel erhältlich. Doch die Kunden wissen meist nicht, dass sie Gentech-Ware in ihrem Einkaufskorb haben. Eine Erhebung des niederländischen Marktforschungsinstituts «NIPO» im Auftrag von Greenpeace Niederlande zeigt, dass die Kennzeichnungspflicht kaum zur Verbraucheraufklärung beiträgt. 85 Prozent der Befragten hatten die entsprechenden Produkte gekauft, waren sich aber nicht bewusst, dass es sich um Genfood handelte. Auch in Deutschland werden in Kürze die ersten Gen-Produkte in den Regalen liegen. So will der Lebensmittelriese Nestlé noch im September mit dem Schokoriegel «Butterfinger» die erste Ware mit gentechnisch manipuliertem Mais auf den Markt bringen. Aus Protest gegen die unzureichende Kennzeichnung hat Greenpeace am Montag in mehreren deutschen Städten Lupen an Supermarktkunden verteilt. Transparente mit der Aufschrift «Nestlé genmanipuliert: Achten Sie auf das Kleingedruckte» riefen dazu auf, die Produkte des Schweizer Lebensmittel-Multis genau zu prüfen. Doch nicht einmal, wenn der kleingedruckte Hinweis auf der Verpackung fehlt, können die Verbraucher sicher sein, gentechnikfreie Ware zu kaufen. Es muss nur dann gekennzeichnet werden, wenn die gentechnische Veränderung im Endprodukt auch nachweisbar ist. Auch gentechnisch manipulierte Zusatzstoffe müssen nicht gekennzeichnet werden. Damit bleiben ca. 90 Prozent aller Produkte, bei deren Herstellung Gentechnik im Spiel war, von der Kennzeichnung ausgenommen. Zum Beispiel müssen genmanipuliertes Lecithin in Schokoladen und genmanipulierte Pflanzenöle in Margarinen und Speiseölen in Europa nicht gekennzeichnet werden. «Diese Kennzeichnung dient nicht der Information. Sie ist der Versuch von Industrie und Politik, aufgebrachte Verbraucher zu beruhigen, ihnen dann aber doch Genfood schlecht oder gar nicht gekennzeichnet unterzuschieben», sagt Jan van Aken, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. «Überall wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen. Und zwar so, dass Verbraucher es auch ohne Lupe erkennen können.»


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