Die Konferenz über ein internationales Abkommen zum Handel mit gentechnisch veränderten Organismen im kolumbianischen Cartagena ist heute nach zehntägigen Verhandlungen gescheitert. Nicht einmal auf ein Kompromissangebot der Europäischen Union konnten sich die 135 Teilnehmerländer einigen. Greenpeace fordert jetzt alle Staaten auf, den Import von gentechnisch veränderten Produkten durch nationale Gesetzgebung generell zu verbieten, solange es keine international gültigen Sicherheitsvereinbarungen gibt.

Cartagena (Kolumbien). Vor allem die kompromisslose Haltung der USA verhinderte das Zustandekommen des «Biosafety-Protocols». Die sogenannte Miami-Gruppe, der neben den USA auch Kanada, Argentinien, Australien, Chile und Uruguay angehören, forderte, dass Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte komplett vom Protokoll ausgenommen werden sollten. Damit hätte das Abkommen über 90% der international gehandelten Güter nicht erfasst. Lediglich der internationale Handel mit Saatgut wäre geregelt worden. «Es ist überdeutlich geworden, dass einige wenige Staaten im Auftrag der Gentech-Industrie systematisch auf ein Scheitern der Verhandlungen hingearbeitet haben. Eine kleine Gruppe Saatgut exportierender Länder und weltweit handelnder Gentechnik-Unternehmen versucht, die Welt mit ihren Risikoprodukten zu füttern und die von Nahrungsmittelimporten abhängigen Länder zu erpressen. Es ist aber ein politisch bedeutendes Signal, dass die EU sich gemeinsam mit den Entwicklungsländern auf die Seite von Umwelt und Verbrauchern gestellt hat. Die Industrie hat hier einen Pyrrhussieg errungen. Viele Staaten werden unter diesen Bedingungen den unkontrollierten Import von genmanipulierten Produkten nicht länger hinnehmen», sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. Besonders die Rolle der USA werde weltweit für Verärgerung sorgen, da diese nie beabsichtigt hätten, das Abkommen zu unterzeichnen, und ohnehin offiziell gar nicht zu den Teilnehmerdelegationen gehörten. Die Verhandlungen um das Protokoll wurden nunmehr ausgesetzt. Es ist geplant, bis zum Mai 2000 auf einer weiteren Konferenz in Nairobi das Prokoll doch noch zu verabschieden.


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