Weit über tausend Kerzen brennen heute beim AKW Gösgen für die Opfer der Atommüll-Wiederaufarbeitung. Zweihundert Personen, welche einem Aufruf der Umweltorganisation Greenpeace folgten, gedenken mit einer Mahnwache der sechsjährigen Gemma d’Arcy, die in der Nähe der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield aufwuchs und an Leukämie starb. In einer Resolution fordern die TeilnehmerInnen, dass die Schweiz sofort aus der Wiederaufarbeitung aussteigt.

Zürich/Gösgen. Bereits vor der Mahnwache schickten viele SchweizerInnen hunderte von Kerzen, die Greenpeace in ihrem Namen anzünden sollte – zum Teil handgezogen, verziert oder mit Aufschriften versehen wie «Gemma» oder «Leukämie für AKWs? Nie». In der unmittelbaren Umgebung von Sellafield erkranken 14mal mehr Kinder an Leukämie als im Landesdurchschnitt. Auch die sechsjährige Gemma d’Arcy, zu deren Gedenken heute auf den Werksgeleisen vor dem AKW Gösgen weit über tausend Kerzen angezündet werden, starb an Leukämie. Das Mädchen litt wie viele andere AnwohnerInnen von Sellafield unter einer Technologie, welche die Menschen einer (atom-)politischen Scheinlösung opfert. Denn statt dass Wiederaufarbeitung das Atommüll-Problem löst, vervielfacht sie es. Susan D’Arcy, Gemmas Mutter, sagte in ihrer Botschaft an die Teilnehmer-Innen der Mahnwache: «Wenn Gemmas Tod eine Bedeutung haben soll, dann muss es Wandel sein – ein fundamentaler Wandel in unserer Haltung zur Atomindustrie.» Die radioaktive Verseuchung durch die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield passiert schleichend: Neue Messungen von Greenpeace zeigen, dass die Umgebung von Sellafield mittlerweile ähnlich verseucht ist wie die Region um den Katastrophen-Reaktor von Tschernobyl. So mussten diesen Sommer etwa Tauben abgeschossen und als Atommüll gelagert werden, weil sie Plutonium enthielten. Der Spinat in Sellafield strahlt mit 8000 Becquerel pro Kilo. Und Irland und Skandinavien haben wiederholt gegen die radioaktiven Einleitungen ins Meer protestiert, weil ihre Küsten verseucht werden. Ungeachtet solcher Messungen liefert die Schweiz weiterhin Atommüll nach Sellafield. Neuste Episode dieses politischen Trauerspiels: Der Rechtsdienst des Bundesamts für Energie erarbeitet zur Zeit die rechtlichen Grundlagen für den «Curie-Swapp» mit den englischen Wiederaufarbeitern. Das heisst: Die Schweiz nimmt weniger, dafür hochradioaktiven Atommüll aus der Wiederaufarbeitung zurück. Der mittel- und schwachradioaktive Abfall soll mehrheitlich in England bleiben – wiederum auf Kosten der dort lebenden Bevölkerung. In einer an der Mahnwache verabschiedeten Resolution fordern die TeilnehmerInnen den Bundesrat auf, weitere Atommüllexporte zu unterbinden und unverzüglich den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung einzuleiten. Nachdem Belgien und Deutschland aus der Unsinnstechnologie aussteigen, darf die Schweiz nicht länger abseits stehen.

Kontakt:
Stefan Füglister, Atom-Kampagne Greenpeace Schweiz 079 222 82 68