Entgegen den Mutmassungen der AKW-Betreiber und Behörden ist das Problem der Verseuchung von Atomtransporten nach wie vor ungelöst. Ein im Atomkraftwerk Bugey am 22. Februar dieses Jahres abgefertigter Atomtransport wies bei seiner Ankunft in La Hague eine Oberflächenkontamination von 1036 Becquerel/cm2 auf. Dies ist eine mehr als 250fache Überschreitung des Grenzwerts. Die Aufsichtbehörden hatten die Kontamination in zwei Kontrollen «übersehen» und erst bei der dritten Kontrolle «bemerkt».

Zürich/La Hague. Das Kontaminationsproblem bei Atomtransporten ist weit von einer Lösung entfernt. Nachdem bereits in der ersten Phase der Wiederaufnahme von Atomtransporten in Frankreich sieben von rund fünfzig Transporten verseucht unterwegs waren – entsprechende Informationen liegen Greenpeace vor – stellt der letzte Verseuchungsfall einen neuen Höhepunkt in der Atomtransportskandal-Geschichte dar. Trotz doppelt durchgeführten Messungen wies ein Transport bei der Ankunft in La Hague an drei Messpunkten Kontaminationswerte von bis zu 1036 Bq/cm2 auf. Der Grenzwert liegt bei 4 Becquerel pro Quadratzentimeter. Eine Kommission bestehend aus Vertretern der Sicherheitsbehörden aus Frankreich, England, Deutschland und der Schweiz veröffentlichte im Oktober letzten Jahres einen gemeinsamen Bericht in welchem «wirkungsvolle» Massnahmen gegen die Verseuchung der Atomtransporte angekündigt wurden. Dieser und ein zweiter Bericht der Schweizer AKW-Betreiber bildeten die Entscheidungsgrundlage für die Schweizer Sicherheitsbehörde, die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), welche am 10. Januar «grünes Licht» für die Wiederaufnahme der Atomtransporte aus der Schweiz signalisierte. Die der HSK übergeordnete Behörde, das Energieministerium unter Bundesrat Moritz Leuenberger versprach, dass die Wiederaufnahme der Atomtransporte an strenge Auflagen geknüpft würde. Obwohl dies in der Vergangenheit trotz bestehender gesetzlicher Regelungen nicht der Fall war, wurde eine unabhängige Untersuchung bisher aktiv hintertrieben. Greenpeace wird heute noch vorsorglich bei der schweizerischen Bundesanwaltschaft und dem eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Strafanzeige gegen die verantwortlichen Behördenmitglieder und KKW-Betreiber einreichen, um präventiv Verseuchungsfälle wie in Frankreich auszuschliessen. Der neueste Vorfall zeigt, dass die «Entscheidungsgrundlagen» der Behörden zu völlig voreiligen Schlüssen führten. Greenpeace fordert aufgrund der neuen Faktenlage eine unabhängige Untersuchung in Frankreich und der Schweiz sowie die sofortige Rücknahme des Entscheids der HSK.

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Stefan Füglister, Koordinator der Atomkampagne 01 447 41 41