Mit einem sechshundert Quadratmeter grossen Transparent protestierten heute Morgen auf der Bosporus Brücke Greenpeace Aktivisten gegen den geplanten Neubau eines Atomkraftwerks in der Türkei. «Cumhur Ersumer – Stopp Akkuyu» lautete die Aufforderung an den türkischen Energieminister Cumhur Ersumer, die die Umweltschützer aus der Tuerkei, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland in schwindelerregender Höhe entrollten. Seit dem frühen Vormittag befinden sich die Aktivisten in Polizeigewahrsam.
Istanbul/Hamburg. Das geplante Atomkraftwerk in Akkuyu, 350 Kilometer östlich von Antalya, soll inmitten eines erdbebengefährdeten Gebietes entstehen. Bereits 1990 fanden Geologen heraus, dass der vorgesehene Standort Akkuyu nur 20-25 Kilometer von einer seismisch aktiven Zone entfernt liegt. «Erdbebensichere Atomkraftwerke gibt es genau so wenig wie unsinkbare Schiffe oder absturzsichere Flugzeuge», sagt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. Es gibt keinen einzigen Grund, der den Bau des Atomkraftwerkes mitten auf dem Pulverfass rechtfertigt.» Um den Zuschlag für das Atomprojekt buhlt schon seit langem die deutsche Siemens AG zusammen mit dem französischen Atomriesen Framatome. Eine Woche nach dem schweren Erdbeben in der Nord-West-Türkei hatte Siemens erklärt, der Konzern wolle unbeirrt an dem Atomprojekt in Akkuyu festhalten. Letzten Mittwoch gab Energieminister Cumhur Ersumer bekannt, die Bewerber für das Projekt um eine Verlängerung der Ausschreibungsfrist bis Ende des Jahres zu bitten. Die Frist für die Vergabe des Projekts wurde damit schon zum sechsten Mal verschoben.