Erneut eloquentes Schweigen bei Schweizer AKW-Betreibern: Eine Lieferung von Mischoxid-Brennelementen (MOX) der Firma British Nuclear Fuel Ltd. – die Firma geriet kürzlich durch gefälschte Qualitätszertifikate bei Brennelementen in die Schlagzeilen – war zu einem Viertel unbrauchbar und erhöhte das Risiko eines AKW-Unfalls in fahrlässiger Weise. Die Lieferung, die im AKW Beznau eingesetzt wurde, musste 1997 vollumfänglich wieder entfernt werden. Betreiber und Aufsichtsbehörden liessen die Öffentlichkeit über den Fall defekter plutoniumhaltiger MOX-Brennelemente und die damit verbundenen Risiken im Dunkeln. Über die Qualität der in Beznau eingesetzten MOX-Elemente herrscht laut der britischen Tageszeitung «The Independent» – weitgehend Unklarheit. Dennoch wurden die Elemente wieder eingesetzt.

Zürich. Am 14. September gab die englische Sicherheitsbehörde bekannt, dass Protokolle von Sicherheitsprüfungen von MOX-Elementen der britischen Firma BNFL gefälscht waren. Damit wird das Sicherheitsrisiko in einem AKW stark erhöht. Bei Bekanntwerden der Fälschungen war eine Lieferung des plutoniumhaltigen Brennstoffs auf dem Schiffweg nach Japan. Die Meldung alarmierte die japanischen Behörden. BNFL aber gab bekannt, dass die Fälschungen nur Material betreffe, welches noch nicht an Kunden in Japan oder Europa ausgeliefert worden sei. Vor rund 2 Wochen wurden aber auch in den Lieferungen nach Japan Protokolle gefunden, welche einen Teil des Materials als «unusual» klassifizierte. Die japanischen Betreiber und Behörden reagierten empört und gaben bekannt, aus Sicherheitsgründen kein britisches MOX-Brennmaterial in ihren Reaktoren einzusetzen. BNFL entschuldigte sich und entliess drei Arbeiter, welche die fraglichen Protokolle gefälscht hatten. Dieselben waren auch für die Sicherheits-checks von MOX-Elementen verantwortlich, welche in die Schweiz geliefert wurden. Während sich nun Japan weigert, weiterhin Brennelemente von BNFL einzusetzen, ticken die Uhren in Beznau anders. Dort wurden sogar die schadhaften Elemente 1999 nach einer Reparatur wieder eingesetzt. Und während das AKW Beznau mit Brennelementen von zweifelhafter Qualtät betrieben wird, schauen die Aufsichtsbehörden mehr oder weniger untätig zu. Gegenüber der Zeitung «The Independent» (heutige Ausgabe) äussert sich HSK-Chef Serge Prêtre vorsichtig: «Wir versuchen herauszufinden, ob (der Brennstoff) von Fälschungen betroffen ist», so Prêtre wörtlich. Allerdings habe man bis anhin keine klare Antwort erhalten. Klarer sagt es gleichenorts ein Vertreter der britischen AKW-Aufsichtsbehörde: Nachforschungen zeigen, dass einige Sicherheitskontrolldaten bezüglich des nach Beznau gelieferten MOX-Materials zweifelhaft seien. Derartige Schlamperei in England kann auch zu einem Sicherheitsproblem in Schweizer Reaktoren werden. Greenpeace fordert von HSK lückenlose Information und von Betreibern und Behörden den sofortigen Verzicht auf weitere Plutonium-Experimente.

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