Seit heute Morgen protestieren 40 Greenpeace-Aktivisten aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden im dänischen Hafen Aarhus gegen den unregulierten Import von genmanipulierten Futtermitteln aus Amerika nach Europa. Einige Umweltschützer kletterten auf zwei Hafenkräne und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift ?Stop GMO foder? (deutsch: Stoppt genmanipulierte Futtermittel), um die Entladung des mit 45.000 Tonnen Gen-Soja beladenen Frachters «Legionario» zu verhindern. Sie weisen damit auf kritische Punkte der laufenden Biosafety-Verhandlungen in Montreal/Kanada hin.
Aarhus/Hamburg. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dänemark haben die Supermärkte dem Druck der Verbraucher nachgegeben und Gentechnik aus den Regalen verbannt. Doch die genmanipulierte Soja wird in erster Linie als Futtermittel für die Schweinemast verwendet. Deutschland importiert jährlich über eine Million gemästeter Schweine aus Dänemark. ?So landet die Gentechnik über das Fleisch wieder auf unseren Tellern?, sagt Greenpeace Gentechnik-Experte Dr. Christoph Then vor Ort in Aarhus. Greenpeace fordert die Teilnehmerstaaten der Biosafety-Konferenz auf, den Handel und die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen (GMOs) international verbindlich und umfassend zu regeln. ?Es kann nicht angehen, dass der Handel mit Samentüten überwacht wird, wenn sie Landesgrenzen überschreiten, ein Frachter mit Tausenden Tonnen Gen-Soja aber nicht?, so Christoph Then. Nach dem Willen der grossen amerikanischen Agrarexportländer, allen voran den USA, soll jedoch nur der grenzüberschreitende Handel mit lebenden Organismen einschliesslich Saatgut, nicht aber Geschäfte mit Futter- und Lebensmitteln im Biosafety-Abkommen geregelt werden. Sojabohnen, die als Futter- oder Lebensmittel eingeführt werden, können absichtlich oder unbeabsichtigt in den Boden geraten, heranwachsen und ihr manipuliertes Erbgut verbreiten. Die biologische Vielfalt von Kultur- und Wildpflanzen ist durch die gentechnische Verschmutzung sich ausbreitender Gentechnikpflanzen bedroht. ?Freihandel hin oder her, jeder Staat muss das Recht haben, den Import von gentechnisch veränderten Pflanzen zum Schutz der Umwelt und Gesundheit zu verbieten.? Darüber hinaus fordert Greenpeace, eine internationale Kennzeichnungspflicht für alle GMOs und aller daraus hergestellten Produkte im Biosafety-Abkommen zu verankern. Im Gegensatz zu Lebensmitteln müssen Futtermittel bisher nicht gekennzeichnet werden. Jährlich werden ca. 14 Millionen Tonnen Soja aus Amerika in die EU importiert. In den USA sind 55 Prozent der Sojaanbaufläche genmanipuliert, in Argentinien sogar 80 Prozent. Das Biosafety-Protokoll ist Teil der ?Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt? von 1992. Bereits 1999 in Cartagena/Kolumbien sollte ein verbindliches Biosafety-Protokoll verabschiedet werden. Doch eine Allianz der grossen amerikanischen Agrarexportländer unter der Führung der USA brachte die Verhandlungen zum Scheitern.