In diesen Tagen erhalten sämtliche BundesparlamentarierInnen Post von Greenpeace: eine Abwasserprobe aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague (F), wo auch Schweizer Atommüll aufgearbeitet wird. Eine Dokumentation belegt das Ausmass der radioaktiven Verstrahlung durch die Wiederaufarbeitung. Mit dieser Aktion will Greenpeace die ParlamentarierInnen sensibilisieren für die kriminelle Umweltverseuchung. Gegen die Wiederaufarbeitung kämpft Greenpeace seit über zwei Jahren auch auf juristischer Ebene – ohne Antwort bislang. Jetzt müssen die PolitikerInnen handeln und den Schutz von Mensch und Umwelt so ernst nehmen, wie es in den Parteiprogrammen steht.
Zürich. Die Abwasserprobe wurde im vergangenen Jahr von Greenpeace-Spezialtauchern bei der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gezogen. Sie entnahmen das Wasser am Ausgang der Abwasserröhre, die radioaktives Abwasser ins offene Meer leitet. La Hague und das britische Pendant Sellafield leiten jeden Tag mehrere Millionen Liter des radioaktiven Abwassers in den Nordatlantik. Beteiligt an dieser «Entsorgung per Abflussrohr» ist auch die Schweizer Atomindustrie, die in La Hague und Sellafield wiederaufarbeiten lässt. Einen halben Liter des Flüssigabfalls brachte Greenpeace letztes Jahr ins Zwischenlager nach Würenlingen. Nach Ansicht der Aargauer Polizei verstiessen die Greenpeace-Aktivisten damit gegen die Transportvorschriften für Gefahrenguttransporte und müssen nun im März vor Gericht. «Es ist absurd, wenn Greenpeace strafrechtlich verfolgt wird, weil die Umweltorganisation auf den richtigen Entsorgungsweg hinweist, während die Schweizer Atomindustrie gleichzeitig ungestraft dafür sorgt, dass eine ungeheure Menge radioaktiven Abwassers den Atlantik verseucht,» sagt Stefan Füglister, Atom-Experte von Greenpeace.Mit dem Versand, dem eine ausführliche Dokumentation beigelegt ist, will Greenpeace die National- und StänderätInnen über die skandalöse Situation bei den Wiederaufarbeitungsanlagen informieren. Die Wiederaufarbeitung muss so schnell wie möglich verboten werden – schneller, als es der Bundesrat im Entwurf zum neuen Atomgesetz vorsieht.Nach dem Sellafield-Skandal in England fordern die skandinavischen Staaten und Island die sofortige Reduktion der Abgaben, wie dies auch als Ziel an der letzten Nordatlantik-Konferenz (OSPAR) formuliert wurde. Irland fordert gar die vorübergehende Schliessung der Atomfabrik in Sellafield. Eine ähnliche Intervention würde der Schweiz gut anstehen. Konsequenterweise müssten dann künftige Atomtransporte nach England und Frankreich verboten werden. Die Abwasserprobe ist unter der Bewilligungsgrenze und darf problemlos verschickt werden; trotzdem legte Greenpeace grossen Wert darauf, dass das Fläschchen bruchsicher verpackt ist, nicht geöffnet werden kann und somit auch kindersicher ist.
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Stefan Füglister, Greenpeace Atom-Kampagne 079 222 82 59
Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11