Die HSK schleicht sich leise von hinten an die Wahrheit heran: In Beznau waren Sicherheitspapiere von MOX-Brennelementen gefälscht. Während die Aufsichtsbehörde mit einer aufwendigen Reise nach England sich auf Umwegen informierte, wussten dies die Beaufsichtigten schon längst: Noch vor der Mission der HSK nach Sellafield legte der Brennstoffchef der NOK, Herbert Bay, in einem Interview mit der Aargauer Zeitung die Fakten – sprich Fälschungen der Sicherheitspapiere – dar. Derweil spricht die HSK in ihrem Communiqué zwar erst von Fälschungen – allerdings um dies in der selben Pressemitteilung gleich wieder zu widerrufen. Die Art der Fälschungen weist exakte Parallelen zum deutschen AKW Unterweser auf, das letzte Woche abgestellt werden musste.
Zürich. Dass Dokumente gefälscht waren, ist der NOK und der Brennstoffherstellerfirma BNFL seit längerer Zeit bewusst. Herbert Bay wurde in der Aargauer Zeitung vom 29. Februar folgendermassen zitiert: «Es handelt sich da um nur eine einzige Stichproben-Messung, die offenbar nicht stattgefunden hat.» Stattdessen sei ein «File» kopiert und seien Zahlen darin geändert worden, so dass es so aussah, als ob die Messung durchgeführt worden sei.» Eine klarere Definition von Fälschung gibt es kaum. Die HSK will ebenfalls keine Fälschung geortet haben, beschreibt aber in einem Hintergrundpapier über Beznau exakt das, was in vor einer Woche über Unterweser zu erfahren war: Dass nämlich wegen eines Computerfehler Daten verloren gegangen, in den Begleitpapieren jedoch aufgeführt waren. In Deutschland war das AKW abgestellt und die suspekten Brennelemente entfernt worden.Es ist unverständlich, wieso die HSK die Schlampereien und Fälschereien der Atomindustrie deckt. Dies umso mehr, als sich die HSK im Communiqué gleich selbst widerspricht. Im ersten Abschnitt nennt sie «Fehler respektive die Fälschungen» beim Wort; im zweitletzten Abschnitt will sie keine Hinweise mehr auf Fälschungen gefunden haben. Bereits im Januar 1999 hat ein Expertenteam der internationalen Atomenergie-Agentur der HSK zu grosse Nähe zur Atomwirtschaft vorgeworfen. Die irische Regierung fordert die Schliessung Sellafields, Japan weigert sich, MOX aus England einzusetzen, in Deutschland wird das mit englischem MOX betriebene AKW Unterweser vorübergehend stillgelegt, die skandinavischen Umweltministerien und Island intervenierten bei der britischen Regierung, Schweden annullierte einen Wiederaufarbeitungsauftrag. Die Schweiz kann nicht länger im Abseits stehen. Es gibt keine guten Gründe mehr, das Werk Beznau mit MOX-Brennstäben aus Sellafield weiter zu betreiben – abgesehen vom Portemonnaie von NOK und BNFL. Die Eigenverant-wortung der AKW-Betreiber und Brennstofflieferanten hat Schiffbruch erlitten, jetzt ist eine Intervention des Staates gefragt, der künftige Geschäfte mit der englischen BNFL sowie den Transport von hochradioaktivem Abfall in die Wiederaufarbeitung unterbindet.
Kontakt:
Stefan Füglister, Greenpeace Atom-Kampagne 079 222 82 59
Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11