Das deutsche AKW Biblis ist wegen gravierenden Rissen an den Schweissnähten abgestellt worden. Handlungsbedarf besteht auch bei Schweizer AKW: Mühleberg und Beznau sind erwiesenermassen von Rissen betroffen. Im Licht der Erkenntnisse in Biblis fordert Greenpeace eine umfassende Inspektion der schweizerischen Reaktoren und eine Überprüfung der bisherigen Inspektionsergebnisse und -methoden.

Zürich. Im deutschen AKW Biblis sind drei neuartige Risse von gravierendem Ausmass im Kühlrohrsystem entdeckt worden. Biblis bleibt abgeschaltet, bis die genauen Ursachen abgeklärt und die Risse behoben sind. Besonders beunruhigend: Die Risse wurden bereits 1992 und 1999 bei Ultraschallprüfungen von den Messgeräten protokolliert, aber von den zuständigen Experten als «Messfehler» ignoriert. Erst bei der diesjährigen Überprüfung mit einer als altertümlich angesehenen Testmethode – einem sogenannten «Farbeindringtest» – wurden die Risse erkannt. Die deutsche Reaktorsicherheitskommission fordert nun die Überprüfung aller deutschen Atomkraftwerke.Die neuen Schadenvorkommnisse stellen auch die Sicherheit der schweizerischen Reaktoren in Frage – sie sind bereits heute in erheblichem Ausmass von Rissen betroffen. Im AKW Mühleberg musste bereits 1984 die gesamte Kühlwasser-Umwälzschleife nach dem Entdecken unzähliger Risse ersetzt werden. 1990 sind die unterdessen berüchtigten Kernmantelrisse aufgetaucht, welche in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich wuchsen und bis heute nicht gestoppt werden konnten. Auch im AKW Beznau wurde 1999 ein Riss im Deckel des Reaktordruckbehälters gefunden. In allen diesen Fällen handelt es sich um Risse der Schweissnähte. Angesichts der neuen Erkenntnisse fordert Greenpeace von den schweizerischen AKW-Betreibern und der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) eine rasche und umfassende Abklärung der Risse in den fünf schweizerischen Reaktoren. Die HSK sollte eine umfassende Inspektion der Reaktorsysteme hinsichtlich Rissen an Schweissnähten mit verschiedenen Methoden anordnen und unverzüglich durchführen. Daneben sind aber auch andere Fragen zu klären:- Werden in der Schweiz die gleichen Inspektions- und Auswertungsmethoden (insbesondere bei der Ultraschallprüfung) angewendet wie in Deutschland?- Sind in der Schweiz Unternehmen bei der Sicherheitsüberprüfung von Reaktorsystemen tätig, die auch in Deutschland, insbesondere in Biblis tätig sind oder waren? (Von Bedeutung ist diese Frage insbesondere für die Firma TÜV Consulting und ihre Gesellschafter, die 1998 im Auftrag des Departements Leuenberger die Rissanalysen des AKW Mühleberg überprüften).- Wurde bisher im Falle von sogenannten «Fehlanzeigen» eine zweite Inspektion der fraglichen Stelle durchgeführt? Wenn ja, wird diese Inspektion mit der gleichen oder mit einer anderen Methode durchgeführt?

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