Drei Greenpeace-Aktivisten klettern auf den Wasserturm der texanischen Kleinstadt Crawford. Dort entrollen sie, ganz in der Nähe der Ranch von Präsident George W. Bush, ein neun Meter langes Transparent mit der Aufschrift: «Bush, der giftige Texaner – Bring die Erde nicht in Unordnung!»
Crawford/Hamburg. In dem 705-Seelen-Ort
Crawford sorgte die Greenpeace-Aktion für Wirbel. So etwas hat es
dort noch nicht gegeben. Dutzende Polizisten, einschließlich des
«Secret Service» und der Feuerwehr, rückten an. Nach einigen
Stunden beendeten die Aktivisten die Aktion aber freiwillig und
wurden festgenommen. Der Protest richtet sich gegen den Ausstieg
der USA aus dem Kyoto-Protokoll und gegen die Genehmigung von
Ölbohrungen in einem Naturschutzgebiet in Alaska. Derweil warnt
Bundesumweltminister Jürgen Trittin vor einem Domino-Effekt nach
dem US-Ausstieg aus dem Kyoto-Abkommen. Auch Australien kippt das
Klimaschutzabkommen: Die Beschlüsse seien angesichts der Absage der
USA hinfällig, sagte der australische Umweltminister Robert Hill,
Australien werde das Kyoto-Protokoll nicht vor den USA
ratifizieren. Karsten Smid, Klima-Experte bei Greenpeace warnt:
«Wir sollten uns nicht von den Klimaschutz-Skeptikern beirren
lassen. Europa muss die Vorreiterrolle übernehmen und noch vor der
nächsten Klimakonferenz in Bonn die Mehrheiten für einen
konsequenten Klimaschutz organisieren.» Die Äußerungen Hills
stießen auch bei der internationalen Konferenz der Grünen in
Canberra/Australien auf scharfe Kritik. Um ihren Forderungen nach
Klimaschutz Nachdruck zu verleihen, riefen mehr als 700 Delegierte
aus 60 Ländern zum Boykott multinationaler Ölkonzerne auf. Ölmultis
wie Exxon Mobil Corp und TotalFinaElf üben Druck auf die
US-Regierung aus, dass diese das Klima-Abkommen nicht
unterzeichnet. Die Delegierten erinnerten dabei an den
erfolgreichen Boykott der niederländischen Shell-Tankstellen nach
der Besetzung der Brent Spar durch Greenpeace 1995. Das 1997 von
der UN-Klimakonferenz beschlossene Kyoto-Abkommen tritt erst in
Kraft, wenn es mindestens 55 Staaten ratifiziert haben. Auf diese
Staaten müssen zudem mindestens 55 Prozent aller
Treibhausgas-Emissionen entfallen. Die USA allein verursachen 25
Prozent der Emissionen. Australien wiederum hat die weltweit
höchste Pro-Kopf-Emission und ist für fast zwei Prozent des
Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Not tut also, dass die
größten Kohlendioxid-Produzenten dem Klimaabkommen beitreten. Neben
den USA sind das die EU, Russland, Japan und Osteuropa. Greenpeace
und weitere Umweltorganisationen rufen derzeit dazu auf, das Weiße
Haus mit Protest-Mails gegen US-Präsident George W. Bushs
Klimapolitik zu überfluten. Bereits über 100.000 Mails sollen im
Weißen Haus eingegangen sein. Auch über Greenpeace USA können Sie
sich an der Protest-Aktion (in Englisch) beteiligen.