Die Chemiemülldeponie im elsässischen Le Letten läuft aus und belastet das Grundwasser. Die Resultate der erneuten Untersuchung rund um die Deponie bestätigen die bisherigen Analysen der Umweltorganisation Greenpeace. Zusätzliche Analysen bei der Giftmüllkippe Roemisloch in Neuwiller belegen: Das Quellwasser unterhalb der Deponie gleicht einer Apotheke aus den 1950er-Jahren. Novartis, Syngenta und Ciba SC bleibt nur die Totalsanierung.

Zürich. Erneut hat Greenpeace bei der Deponie
Le Letten in Hagenthal-le-Bas schwerwiegende
Grundwasserverschmutzungen nachgewiesen. Dies ist das Resultat
einer gemeinsamen Probenahme mit der Basler chemischen Industrie,
nachdem diese im Juli eine Grundwasserverschmutzung bestritten und
die Analysen des Labors Mess- und Prüfstelle Technischer
Umweltschutz (MPU) heftig kritisiert hatte. Die jetzt untersuchten
Wasserproben bestätigen die schwerwiegende Grundwasserverschmutzung
genauso wie das Analysevorgehen von der MPU im Frühling.

Die Belastung des Grundwassers beim Le Letten ist hoch: Die MPU
weist in der Probe aus dem Grundwasserrohr insgesamt 25 chemische
Substanzen in einem Konzentrationsbereich von 320-3’200 Mikrogramm
pro Liter (_g/l) nach. Das ist drei Mal mehr als bei der letzten
Probenahme im Frühling. Von den nachgewiesenen Stoffgruppen ist
bekannt, dass sie eine Fülle von hochgiftigen, krebsfördernden und
erbgutverändernden Substanzen beinhalten. Im Bohrloch, das in den
Deponiekörper geht, fand die MPU erneut das alte Ciba Beruhigungs-
und Schlafmittel Doriden, welches auf der Schweizer
Betäubungsmittel-Liste steht.

In einer neuen, nicht gemeinsam entnommenen Probe bei der
Chemiemülldeponie Roemisloch in Neuwiller fand Greenpeace eine
ganze Apotheke alter Medikamente der J.R. Geigy AG im Quellwasser,
zum Beispiel das vom Internationalen Olympischen Komitee verbotene
Dopingmittel Micoren. Auch die Basler Chemie hatte die meisten
dieser Stoffe schon einmal gefunden, behauptete aber, beim Letten
«keine Verunreinigung im Grundwasser» gefunden zu haben. Durch den
Vergleich der Analysemethoden von Greenpeace (Screening) und der
Chemie (Einzelstoffanalyse) wird offensichtlich, dass die chemische
Industrie nur sieht, was sie sehen will: Die Industrie fand im
Sickerwasser des Letten nur 17 Substanzen bzw. total 84 _g/l.
Greenpeace fand allein mit dem Screening 33 Chemikalien in einem
Konzentrationsbereich von 15’600 bis 66’200 _g/l.

Unterdessen haben Greenpeace und die Chemische Industrie sowie
das Amt für Umweltschutz des Kanton Basel-Landschaft Chemikalien im
Grund- und Sickerwasser, beziehungsweise im Oberflächenwasser
nachgewiesen. Novartis, Ciba und Syngenta können damit nicht mehr
abstreiten, dass die ungesicherten Chemiemülldeponien auslaufen. Es
besteht dringender Handlungsbedarf. Was für die angeblich
gesicherte Deponie Bonfol gilt, muss erst recht für die
ungesicherten Deponien in der Region gelten. Deshalb fordert
Greenpeace von Novartis, Syngenta und Ciba SC bis Ende Februar ein
Konzept für Sofortmassnahmen zur vorübergehenden Sicherung der
Deponien und einen verbindlichen Terminplan für deren
Totalsanierung.

Kontakt:

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Analysen:

Matthias Wüthrich, Greenpeace Chemiekampagne, 01 / 447 41 31

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