«Atommüll – wohin?» Mit dieser eindringlichen Frage haben Greenpeace-AktivistInnen heute den Zuger Pulverturm in ein giftig-gelbes Atommüll-Fass verwandelt. Auch nach 34 Jahren Atommüll-Produktion haben die schweizerischen AKW-Betreiber keine Lösung für die Entsorgung des Atommülls. Die Atomindustrie liebäugelt auch mit der Region Zug als potenziellem Lager-Standort. Nur mit der Annahme der beiden «Strom ohne Atom»-Initiativen am 18. Mai wird das weitere Anwachsen des riesigen Atommüll-Berges gestoppt und die demokratische Mitentscheidung der Kantone und Gemeinden in der Bundesverfassung verankert.
Zug. Schiesspulver war im Mittelalter das Gefahrengut mit dem grössten Schädigungspotenzial. Darum liess der Grosse, Allmächtige und Unüberwindliche Rat von Zug den Pulverturm ausserhalb der Stadtmauer errichten. Dank diesem Sicherheitsabstand hätte eine unbeabsichtigte Explosion des Schiesspulvers in der Stadt keinen Schaden anrichten können. Atommüll ist in unserer Zeit das Gefahrengut mit der grössten schädlichen Langzeitwirkung. Darum sollen Atommüll-Lager im Boden errichtet werden. Ob sie allerdings über eine Million Jahre dicht bleiben und die schleichende Ausbreitung der Radioaktivität verhindern, kann kein Mensch mit Sicherheit voraussagen.
Atommüll entsteht bei der Atomstrom-Produktion in Atomkraftwerken als unvermeidliches Abfallprodukt. Der hochradioaktive Abfall strahlt Millionen von Jahre weiter. Strahlenabfälle sind eine grosse Gefahr für die nachkommenden Generationen. Je länger die Atomkraftwerke weiter laufen, desto grösser wird der Abfallberg. Die Atom-Manager wollen ihre Atommüll-Fabriken 60 Jahre oder länger betreiben. Mit ihrer Aktion machen die Greenpeace-AktivistInnen darauf aufmerksam, dass mit der Annahme der «Strom ohne Atom»-Initiative die Betriebsdauer auf 30 Jahre beschränkt und dadurch die Menge des gefährlichen Atommülls auf die Hälfte vermindert würde.
Seit 1972 sucht die Nationale Genossenschaft für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle (Nagra) erfolglos nach Standorten für Atommüll-Lager. Im März 2003 strich das Parlament das Vetorecht der Kantone. Gemäss dem neuen Kernenergiegesetz (KEG) können Berner Atom-Vögte künftig den Lager-Standort diktieren. Die betroffene Bevölkerung würde entmündigt und könnte nicht mehr demokratisch mitentscheiden. Im Umkreis von 30 km von Zug hatte die Atommüll-Agentur der schweizerischen Atomwirtschaft neun Gemeinden auf ihrer Liste der möglichen Standorte. Mit ihrer Aktion weisen die Greenpeace-AktivistInnen darauf hin, dass mit der Annahme der «Strom ohne Atom»-Initiative das Mitentscheidungsrecht der Kantone und Gemeinden bei Atommüll-Lagern in der Bundesverfassung verankert würde.
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Leo Scherer, Atom-Kampagne Greenpeace 01 / 447 41 23 Greenpeace-Medienabteilung 01 / 447 41 11