Die Schweizerische Energie-Stiftung SES und Greenpeace Schweiz fordern Bundesrat Moritz Leuenberger auf, das Atommülllager Benken zur Chefsache zu erklären und für die Einhaltung der allgemein anerkannten wissenschaftlichen Regeln zu sorgen. Sie schlagen damit in die gleiche Kerbe wie die regionale Bürgerinitiative KLAR Schweiz und Nationalrat Hans-Jürg Fehr. Die Untersuchungen der Nagra müssen von mindestens einer zweiten, unabhängigen Gruppe von Geologen, einem Second Team, mit allen dazu erforderlichen erdwissenschaftlichen Mitteln nachvollzogen werden können.

Zürich. In Benken (ZH) soll das Endlager für den langlebigen hochradioaktiven Atommüll entstehen. Bislang hat an diesem Standort nur die Nagra – eine Genossenschaft der Atomkraftwerkbetreiber – gebohrt und geologische Untersuchungen durchgeführt. Nach den allgemein anerkannten Regeln der Wissenschaft müssen die Resultate einer Wissenschafter-Gruppe nach der Veröffentlichung von mindestens einer, besser von mehreren unabhängigen Wissenschafter-Gruppen nachvollzogen werden können. Erst wenn mindestens ein solches Second Team zum gleichen Ergebnis gelangt ist, könnten die geologischen Untersuchungen der Nagra als gesichert anerkannt werden. Selbstverständlich muss eine zweite Wissenschafter-Gruppe auch ins Feld gehen und alle erforderlichen Untersuchungsmethoden wie weitere Sondierbohrungen und Seismik-Programme einsetzen können.

Die Überprüfung der Nagra-Ergebnisse durch die Amtsexperten der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) und der Kommissionen des Bundes (KSA, KNE, AGNEB), die zur Zeit im Gang ist, findet jedoch nur am Schreibtisch statt und entspricht damit den anerkannten Regeln des Wissenschaft nicht. Ausserdem ist bei wichtigen Amtsexperten eine Voreingenommenheit nicht auszuschliessen. So bezeichnete der Geologe Prof. Walter Wildi, Präsident der bundesrätlichen Kommission für die Sicherheit der Atomanlagen, Benken im Zürcher Weinland schon als den «wohl besten Standort», noch bevor die amtliche Überprüfung überhaupt offiziell gestartet war.

Ein Second Team ist bisher nicht geplant. Das fördert weder Vertrauen noch Transparenz. Greenpeace und SES betonen deshalb in ihrem Brief an den Bundesrat, dass ein Second Team nur Vorteile bringt. Kann es die Nagra-Untersuchungen bestätigen, würde das Vertrauen der regionalen Bevölkerung beidseits der Landesgrenze in die Wissenschaftlichkeit der Nachweise der Standorteignung und Langzeitsicherheit gestärkt. Erweisen sich die Nagra-Untersuchungen dagegen als nicht nachvollziehbar, erspart dies weitere Investitionen in einen Standort, der die erforderliche Langzeitsicherheit voraussichtlich doch nicht bieten könnte. Dies würde auch erlauben, frühzeitig nach weiteren Entsorgungsoptionen zu suchen und so den Zeitverlust für die Lösung der schwierigen Atommüllentsorgung gering zu halten.

Kontakt:

Leo Scherer, Greenpeace Schweiz, 01 447 41 23

Armin Braunwalder, Schweizerische Energie-Stiftung, 01 271 54 64