Morgen Freitag vor 20 Jahren hat sich im indischen Bhopal die schlimmste Chemiekatastrophe aller Zeiten ereignet. Das Leiden dauert heute noch an: Mehr als 20’000 Menschen sind an den Folgen gestorben und Abertausende sind ihr Leben lang krank. Die stillgelegte Fabrik, aus der damals das tödliche Gas entwichen ist, vergiftet als marode Altlast noch immer das Grund- und Trinkwasser von Bhopal. Die Menschenrechte der betroffenen Bevölkerung werden tagtäglich verletzt. Doch Dow Chemical lehnt jede Verantwortung ab. Um den Konzern an seine Schuld zu erinnern, finden in über 15 Ländern Protestaktionen statt. Amnesty International, die Gewerk-schaft Unia und Greenpeace errichten in Horgen, dem Europa-Hauptsitz von Dow, gemeinsam ein Bhopal-Mahnmal gegen das Vergessen.

Zürich/Horgen. In Erinnerung an die 20’000
Todesopfer der Bhopal-Katastrophe veranstalten Amnesty
Inter-national (AI), Greenpeace und die Gewerkschaft Unia in Horgen
am Jahrestag am späten Freitagnachmittag eine Kundgebung mit
Fackelumzug und weihen gemeinsam am Unia-Standort direkt an der
Seestrasse 219 das Bhopal-Memorial ein. Ein Duplikat der berühmten
«Mutter von Bhopal» zeigt eine sterbende Mutter, die mit ihren
Kindern der tödlichen Gaswolke zu entrinnen sucht. Die
Original-Statue der holländischen Künstlerin Ruth Watermann wurde
1985 von den Bhopal-Überlebenden gegen den Widerstand der Behörden
gegenüber der ver-seuchten Fabrik aufgestellt und ständig bewacht.
«Die ‹Mutter von Bhopal› ist ab jetzt auch für alle Horgener und
Dow-Angestellten gut sichtbar, denn sie bleibt hier stehen bis der
Dow-Konzern seine Bhopal-Schuld beglichen hat», sagt Christa Suter
von Unia.

Greenpeace, AI und die Unia-Gewerkschaft werden
am Freitagnachmittag Luciano Respini, dem Präsidenten von Dow
Europa und Vize-Präsidenten von Dow weltweit, zwei neue Studien zur
Sanierung des Fabrikgeländes und zu Menschenrechts-Verletzungen
übergeben. Green-peace-Chemieexperte Matthias Wüthrich, eben erst
aus Bhopal von einem von Greenpeace Schweiz initiierten
internationalen Symposium zur Bhopal-Sanierung zurück, berichtet:
«Auch 20 Jahre später müssen Menschen vergiftetes Wasser trinken,
weil Dow nicht bereit ist, die giftige Altlast zu sanieren. In
Bhopal habe ich gesehen, welch schreckliches Ausmass die
Verantwortungslosigkeit der Konzerne annehmen kann.» Und Pascal
Herren von AI sagt: «Die Überlebenden warten seit einer Generation
auf eine angemessene medizinische Behandlung und Entschädigung. Dow
muss jetzt handeln – 20 Jahre Untätigkeit sind genug.»

Greenpeace, AI, Unia und alle
Überlebenden-Organisationen der International Campaign for Justice
in Bhopal fordern von Dow die Sanierung des verseuchten
Fabrikgeländes und des Grundwassers in Bhopal, medizinische und
finanzielle Wiedergutmachung für die Überleben-den der Katastrophe
sowie medizinische Betreuung und sauberes Trinkwasser für alle
Betrof-fenen. Die Schuldigen müssen zudem endlich vor Gericht
erscheinen. Es braucht dringend ein internationales Abkommen zur
Unternehmensverantwortung und Schadenshaftung.

Kontakt:

Matthias Wüthrich, Greenpeace (vor Ort), 01 447 41 31 /
Medienabteilung 01 447 41 11

Jürg Keller, Amnesty International 031 307 22 22 / 079 379 80
37

Christa Suter, Gewerkschaft Unia 043 444 80 90

Bildmaterial zum Downloaden und Kurzfassung der
Greenpeace-Aufräum-Studie unter www.greepeace.ch, Amnesty-Studie zu
den Menschenrechtsverletzungen unter www.amnesty.ch. Siehe auch
www.bhopal.net