Die EU-Kommission will die EU-Mitgliedsstaaten den Risiken von Gentech-Saaten aussetzen und dabei EU-Sicherheitsbestimmungen unterwandern. Diesen Vorwurf hat Greenpeace heute am Rande des WTO-Treffens in Genf erhoben. Während die Kommission behauptet, dass der Monsanto-Mais MON810 auf Umwelt-Risiken überwacht wird und den derzeitigen EU-Verordnungen entspricht, zeigen Greenpeace-Nachforschungen, dass kein aktueller übergreifender Plan zu einer solchen Überwachung existiert. Diese Enthüllung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich in Genf die Welthandelsorganisation WTO zu einem Austausch über Gentech-Organismen trifft. Gegenüber der WTO muss die Europäische Kommission die EU-Standards verteidigen und die Anwendung des Vorsorgeprinzips durchsetzen.

Genf. «Wie kann die Kommission behaupten, dass
der Gentech-Mais MON810 ausreichend überwacht wird, wenn der
einzige Überwachungsplan der EU sich an Monsantos eigenen Plan aus
dem Jahr 1995 anlehnt», fragt Christoph Then, Gentechnik-Experte
von Greenpeace. «Der vorhandene Plan wurde den Mitgliedsstaaten
außerdem unter der früheren EU-Direktive vorgelegt, die eine
weitaus schwächere Überwachung vorsah. Mit der ersten Listung einer
Gentech-Sorte im gemeinsamen Katalog und der Möglichkeit, diese an
Bauern zu verkaufen und anzubauen, führt die Kommission die
Mitgliedsstaaten in die Irre.»

Die Kommission behauptet in einer
Pressemitteilung vom September 2004 explizit, dass der von Monsanto
bereitgestellte Überwachungsplan alle notwendigen Vorraussetzungen
erfüllt und von den Mitgliedsstaaten akzeptiert wurde. Nachfragen
in Deutschland, Österreich und Dänemark ergaben allerdings, dass
kein derartiger aktualisierter Überwachungsplan existiert.

Diese Enthüllungen kommen zu einem
Zeitpunkt, zu dem sich in Genf die Welthandelsorganisation WTO zu
einem Austausch über Gentech-Organismen trifft. Gegenüber der WTO
muss die Europäische Kommission die EU-Standards verteidigen und
die Anwendung des Vorsorgeprinzips durchsetzen. «Die EU-Kommission
riskiert ihre Glaubwürdigkeit», so Daniel Mittler, WTO-Experte von
Greenpeace. «Europa muss die Umwelt und die Verbraucher gegen die
Interessen von multinationalen Konzernen wie Monsanto verteidigen.
Solange die Kommission nicht handelt, müssen die Mitgliedsstaaten
selbst die Initiative ergreifen, um die Kommerzialisierung von
Gentech-Mais zu stoppen.»

Die derzeitige EU-Gesetzgebung erlaubt
den Mitgliedsstaaten nationale Verbote für Import und Anbau von
Gentech-Saaten zu erlassen, sofern neue wissenschaftliche
Erkenntnisse über potentielle Risiken bekannt werden. Ungarn hat
bereits im Januar diesen Schritt getan und den Anbau von
MON810-Mais verboten. Da die EU noch immer nicht in der Lage ist,
ausreichende Richtlinien für eine Bewertung der Risiken vorzulegen,
sowie schlüssige Bestimmungen für Koexistenz und
Überwachungsmöglichkeiten, ruft Greenpeace zu einer europaweiten
Initiative gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen
auf.

Kontakt:

Greenpeace Medienabteilung 01 447 41 11