Ein Imker sowie eine Bioberaterin und Bäuerin aus Kanada haben heute über ihre Erfahrungen mit Gentech-Pflanzen in ihrem Land berichtet. Dabei wurde klar: Ein Nebeneinander von Gentech-Anbau und ökologischer Landwirtschaft ist sogar im weitläufigen Kanada nicht möglich. Wie soll das dann in der kleinräumigen Schweizer Landwirtschaft funktionieren? Die kanadischen Berichte sind ein Plädoyer für ein Ja zur Gentechfrei-Initiative, über die am 27. November abgestimmt wird. Und sie sind eine klare Absage an den indirekten Gegenvorschlag der Gentech-Lobby, die so genannte Koexistenz-Verordnung, die sich derzeit in der Vernehmlassung befindet.
Zürich. In der Schweiz soll durch die so
genannte Koexistenz-Verordnung dem Gentech-Anbau der Boden bereitet
werden. Dabei zeigen sich in den Ländern, in denen seit einigen
Jahren grossflächig Gentech-Pflanzen angebaut werden, bereits
massive Schäden. In Kanada etwa können Biobauern und Imker bald
keine Garantien mehr für die Reinheit ihrer Produkte abgeben.
Pollentransfer findet über weite Strecken statt. Gerade auch Bienen
mit einem Aktions-Radius von gut sechs Kilometern halten sich nicht
an gesetzliche Abstandsregelungen. «Immer mehr ökologisch
produzierende Imker und Bauern werden im Gentech-Land Kanada brutal
mit der Tatsache konfrontiert, wegen der Verunreinigung ihrer
Felder keine Bioprodukte mehr garantieren zu können», sagt der auf
Einladung von Greenpeace in die Schweiz gereiste kanadische Imker
Anicet Desrochers. «Sie verlieren deswegen immer mehr Aufträge und
Marktanteile. Für viele bedeutet das die Schliessung ihres
Betriebs». Seine Frau Anne-Virginie Schmidt, Bäuerin und
Bioberaterin ergänzt: «Unser Betrieb ist massiv bedroht. Monsanto
will hier in der Gegend Gentech-Pflanzen anbauen». Die Forschung
warnt ebenfalls vor dem Anbau von Gentech-Pflanzen: Einer 2004
erstellten Studie des Schweizerischen Forschungsinstitutes für
Biolandbau (FIBL) zufolge ist die Koexistenz bei Raps, Mais und
Sonnenblumen unmöglich, bei den anderen Kulturpflanzen
problematisch.
Was einmal draussen in der Natur ist, bleibt
draussen. Erste Erfahrungen aus Nordamerika verdeutlichen, dass der
Gentech-Anbau negative Folgen zeigt: Superunkräuter, die kaum mehr
bekämpft werden können, massiver Herbizideinsatz, kontaminiertes
Saatgut, verunreinigte Ernten, Verlust von Absatzmärkten. Und auch
der Konsum von Gentech-Lebensmitteln birgt für die menschliche
Gesundheit Risiken, die nicht abschätzbar sind. Es fehlen
Langzeituntersuchungen. Greenpeace fordert den Verzicht auf den
Anbau von Gentech-Pflanzen. «Die kleinräumige Schweiz braucht eine
ökologische Landwirtschaft, die Marktchancen eröffnet und die nebst
den Bauern auch die Natur zur Gewinnerin macht», sagt Bruno Heinzer
von der Greenpeace-Genschutzkampagne.
Hintergründe
- Referat von Bruno Heinzer, Greenpeace Schweiz
[download 100KB] - Reden von Anicet Desrochers und Anne-Virgine
Schmidt [downlaod 76KB] - Nachweis einer Kontamination von Raps-Saatgut
[Engl. mit dt. Zusammenfassung, download 192KB] - «The Myth of Coexistence» von Miguel Altieri
[Engl. mit dt. Zusammenfassung, download 156 KB] - FiBL-Studie «Gentechnik in der Landwirtschaft?»
[download 1.2 MB] - Immer mehr «Superunkräuter» in Gen-Soja-Feldern
[download 168KB]
Kontakt:
Bruno Heinzer, Genschutz-Kampagne Greenpeace Schweiz 044 447 41
21
Greenpeace-Medienabteilung 044 447 41 11
Der Kontakt zu den betroffenen Bauern aus Kanada kann
hergestellt werden. Sie befinden sich bis am 19. Oktober 2005 in
der Schweiz.