50. Jahrestag einer andauernen Tragödie

Am 29. September vor 50 Jahren ereignete sich im russischen Atom-Komplex Mayak eine Explosion, welche die bisher weltweit zweitgrösste Strahlenkatastrophe verursachte. Flüsse und Erde sind noch heute radioaktiv verseucht. Mit gravierenden Folgen für die Einwohner der Region. Trotzdem gibt es weitere Atompläne, in denen auch die Schweiz eine Rolle spielt. Green-peace Russland fasst die Geschehnisse um Mayak in einem Bericht zusammen.

Mayak/Zürich. Mayak ist ein riesiger Atomtechnik-Komplex im südlichen Ural, in welchem militäri-sche und zivile Betriebe zusammengefasst sind. Im September 1957 explodierte in Mayak ein Lagertank mit hochradioaktiven flüssigen Rückständen. In 217 Städten und Dörfern wurden 270’000 Menschen chronisch mit Strahlung belastet. Bis zur Tschernobyl-Katastrophe 1986 war dies der schlimmste Strahlenunfall auf der Welt.

Der radioaktive Niederschlag verbreitete sich auf ein Gebiet von 50 km Breite und 300 km Länge. Nach einem Jahr wurden 1000 km2 zur Sperrzone erklärt und die darin lebende Bevölkerung umgesiedelt. Doch viele strahlenbelastete Menschen wurden nie evakuiert. Ein halbes Jahrhundert später ist Mayak heute eines der welt-weit am meisten verseuchten Gebiete. Tausende von Menschen leben noch in den umliegenden Dörfern und Städten auf verseuchtem Land. Viele von ihnen leiden an bösartigen Krebserkrankungen und genetisch bedingten Missbildungen.

Statt aus der Mayak-Tragödie die Lehren zu ziehen, erliess die russische Regierung neue Gesetze, welche die Einfuhr von abgebrannten Brennelementen aus Drittstaa-ten erlauben, welche zum Atom-Komplex Mayak gebracht werden und dort für im-mer zurückbleiben sollen. Nun erhoffen sich die russischen Behörden für die Zu-kunft Aufträge zur Wiederaufarbeitung aus weiteren Ländern, auch aus der Schweiz. Gespräche sollen bereits laufen.

«Mayak zeigt das wahre Gesicht der Atomindustrie», sagt Leo Scherer, Atomspezia-list von Greenpeace Schweiz. «Die Atomenergie ist nicht sauber, sondern verursacht zwangsläufig radioaktive Verseuchungen mit unabsehbaren Gesundheitsschäden bei den betroffenen Menschen. Axpo, Atel und BKW, die unserem Land zusätzliche neue Atomkraftwerke aufzwingen wollen, machen sich daran mitschuldig. Statt sich verbindlich zu verpflichten, den schweizerischen Atommüll in ein Langzeit-Lager im Inland zu versorgen, baute sich die Atomlobby ins neue Kernenergiegesetz ein Schlupfloch für so genannte ‹Ausland-Optionen› ein. Unsere Atomkraftwerk-Betreiber haben sich offensichtlich nie definitiv von ihren früheren Plänen verab-schiedet, den Atommüll nach Russland oder sonstwohin abzuschieben. Unsere mehrheitlich im Kantonsbesitz befindlichen Stromunternehmen sollen aufhören, unsere Stromgelder für AKW-Neubau-Pläne zu verschwenden. Denn sie haben die Atomtechnik und die Atommüll-Lagerung nicht im Griff. Das Geld wäre in erneuer-baren Energien und Stromeffizienz besser investiert», so Scherer weiter.

Kontakt:

Leo Scherer, Atom- und Energiekampagne Greenpeace 078 720 48 36

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