Bauern-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern die Schweiz zum Handeln auf

Bern.

Die globale Landwirtschaft muss
ökologisch werden und vermehrt Kleinbäuerinnen und -bauern ins
Zentrum stellen. Denn das Modell der industriellen Massenproduktion
hat bereits einen Drittel der fruchtbaren Böden zerstört. Nur so
lässt sich die aktuelle Ernährungs- und Hungerkrise überwinden.
Diese Empfehlungen des Weltagrarberichts soll die Schweiz zügig mit
konkreten Massnahmen umsetzen, fordern SWISSAID, Schweizerischer
Bauernverband, Brot für Alle und Greenpeace. Dazu gehören der Fokus
auf die Versorgung des einheimischen Marktes, der Verzicht auf
Gentechnologie sowie ein Moratorium auf
Agrotreibstoffe.

«Die industrielle Produktion mit hohem Energie-
und Chemikalieneinsatz ist nicht mehr zeitgemäss. Die
Landwirtschaft muss menschlicher und nachhaltiger werden». So
fasste Hans Herren, Schweizer Ko-Präsident des
Weltlandwirtschaftsrates, am Dienstag an einer Pressekonferenz in
Bern die Ergebnisse des im April vorgestellten Weltagrarberichts
IAASTD zusammen. «Die gute Nachricht ist: Mit angepasster
Anbautechnik, praxisorientierter Forschung und dem bestehenden
Wissen der Bauernfamilien können wir Wege aus der Krise
finden.»

Auf Einladung von SWISSAID, Brot für Alle,
Greenpeace und Schweizerischer Bauernverband präsentierte Herren
die zentralen Empfehlungen des Berichts vor BLW-Direktor Manfred
Bötsch und Vertretern von Deza, Bafu und Seco. Die Fakten sind
klar: Der einseitig umgesetzte Freihandel, die Vernachlässigung der
Landwirtschaft und die daraus resultierende Nahrungsmittelkrise
haben die Zahl der Hungernden auf 925 Millionen anwachsen lassen.
Nun braucht es den politischen Willen, sich entschieden für die
Umsetzung des Weltagrarberichts einzusetzen – auch in der
Schweiz.

Der in vierjähriger Arbeit von 400
internationalen Wissenschaftlerinnen und Experten erstellte Bericht
fordert die radikale Umstellung der weltweiten Agrarproduktion. Das
Hauptaugenmerk dürfe nicht mehr allein auf der industriellen
Massenproduktion liegen, die bereits einen Drittel der fruchtbaren
Böden zerstört hat. Vielmehr müssen die kleinbäuerliche Produktion,
ökologische Anbaumethoden sowie die lokale Vermarktung ins Zentrum
rücken.

Für SWISSAID, Brot für Alle, Greenpeace und
Schweizerischer Bauernverband stützt der Bericht, wofür sie sich
bereits seit Jahren einsetzen: eine ökologisch nachhaltige,
bäuerliche Landwirtschaft vor allem für den einheimischen und
regionalen Konsum. Regional, saisonal und fair einkaufen: So können
Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag zur Lösung
der Nahrungsmittelkrise leisten. Von den Schweizer Behörden fordern
die vier Organisationen konkrete Massnahmen:

  • Die weltweite Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung muss
    gegenüber dem Freihandel Vorrang haben. Die Schweiz soll dies in
    allfälligen Verhandlungen für Freihandelsverträge
    berücksichtigen.
  • Freihandelsverträge dürfen das Recht der Schweiz auf eine
    eigene, demokratisch bestimmte Agrarpolitik und
    Ernährungssouveränität nicht untergraben. Andererseits muss die
    Schweiz dieses Recht auch allen anderen Staaten gewähren.
  • Mit einem fünfjährigen Moratorium für die Einfuhr von
    Agrotreibstoffen muss die Schweiz die Konsequenzen aus den
    dramatischen Erfahrungen dieses Jahres ziehen: Der Boom der
    Agrotreibstoffe steht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion,
    verschärft so weltweit den Hunger und führt zu Umweltverschmutzung
    und Menschenrechtsverletzungen wie etwa der Vertreibung von
    Kleinbauernfamilien von ihrem Land.
  • Mit der Verlängerung des Gentechnik-Moratoriums soll die
    Schweiz dazu beitragen, die ökologische und vielfältige Produktion
    gesunder Nahrungsmittel langfristig sicher zu stellen.

Für weitere Information und Interviews
wenden Sie sich bitte an:

Marianne Künzle, Leiterin Genschutzkampagne, Greenpeace 079 410
76 48

Caroline Morel, Geschäftsleiterin SWISSAID 079 208 75 17

Sandra Helfenstein, Mediensprecherin, Schweizerischer
Bauernverband 079 826 89 75

Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik, Brot für Alle: 079
471 66 60

IAASTD: International Assessment on
Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development.