Angesichts der Schwierigkeiten, welche die Pandemie bringt, ruft Greenpeace Schweiz auf, die Gastronomie zu unterstützen und vermehrt Take-Away-Angebote und Lieferdienste zu nutzen. Damit aber der Abfallberg von Einwegverpackungen aus Plastik und Karton nicht wächst, empfiehlt Greenpeace Schweiz, vermehrt Mehrwegverpackungen zu nutzen und lanciert dazu ein Statement und eine Info-Kampagne.

Eine Kundin reicht die fünf mitgebrachten Plastikbehälter über die Theke. Der Koch des Berner Restaurants Waldheim verschwindet damit in der Küche, füllt das bestellte Menu darin ab, kommt zurück und empfiehlt, die Pommes Frites zuhause im Ofen bei 180 Grad nochmal fünf Minuten zu wärmen. «Dann sind sie wieder knusprig.» 

So geht auswärts essen im Lockdown. Das Restaurant im Berner Länggass-Quartier bietet eine Reihe an Gerichten Take-Away an und fordert die Kund*innen auf, selber Geschirr mitzubringen oder bietet in der Ikea gekauftes Mehrweg-Glasgeschirr mit Depot an. «Die Köche bestärkten mich, Take-Away-Menus anzubieten», sagt Besitzerin Regula Minder. «Dabei wollten wir aber versuchen Abfall zu vermeiden.»

Pandemie trifft Gastronomie hart

Die Pandemie trifft Gastronomie sehr hart. Restaurants, Beizen und Cafés sind seit Wochen geschlossen. Die finanzielle Hilfes des Staates ist oft nicht ausreichend. Dennoch haben viele Gastronom*innen den Kopf nicht in den Sand gesteckt und bieten bewährte oder neue Abhol- oder Lieferlösungen für ihre Menus an. Nicht alle Restaurants haben dafür günstige Rahmenbedingungen, aber einige – insbesondere in urbanen Quartieren – können damit Einbussen abfedern. Greenpeace Schweiz appelliert daher, die Betriebe unterstützen und zum Homeoffice-Lunch oder für ein Abendessen darum Take-Away und Lieferdienste zu nutzen.

Da bei Take-Aways und Lieferdiensten oft Einweggeschirr eingesetzt wird, verursacht dies zuhause einen grossen Abfallberg. Egal aus welchem Material, Einweggeschirr ist leider immer eine Verschwendung von Ressourcen. Geschirr aus Kunststoff wird zudem meist nicht rezykliert, sondern landet im Kehricht und wird verbrannt. 

Alternative Materialien sind nicht besser: was aussieht wie Karton ist häufig auch plastifiziert und deshalb nicht geeignet für die Kartonabfuhr, sondern muss mit dem normalen Abfall entsorgt werden. Ausserdem bestehen Karton- und Papierverpackungen aus Zellstoff. Wenn nun alle Take-Away auf Karton umsteigen, steigt der Bedarf an Zellstoff enorm. Dieser kann nicht aus nachhaltig genutzten Quellen gedeckt werden. Es müssten mehr Wälder gerodet werden, darunter leidet die Biodiversität und das Klima. Schon heute werden Ur-Wälder in Plantagen umgewandelt. Steigt der Papier-Bedarf, leiden auch unberührte Ökosysteme.

Wenn man will, dass nach der Gastronomie nicht auch noch die Umwelt an der Pandemie leidet, nutzt man nach Möglichkeit mehr Mehrweggeschirr: Man bringt es selber mit oder bestellt bei den die vielen innovativen Restaurants oder Lieferdienste, die solches anbieten.  Mehrweg-Lösungen werden immer populärer. So gehören schon rund 1400 Betriebe zum Netzwerk von Recircle.

Mit eigenem Mehrweggeschirr im Restaurant das Essen holen: So einfach kann man Abfall vermeiden.

Auch erste Lieferdienste setzen auf Mehrweg-Behälter. So sammelte die neue Lieferfirma Dabba-Velo in Zürich just im Lockdown mit einem Crowdfunding 33 000 Franken für Mehrwegbehälter und ermuntert Restaurants auf Mehrweg umzusteigen. «7 von 32 der bei uns angeschlossenen Restaurants bieten bereits die Mehrweg-Dabbas an», sagt Geschäftsführer Silvio Hochuli. Einige arbeiten nur mit Mehrweggeschirr, bei anderen ist es optional. «Wir wollen es derzeit nicht vorschreiben, aber unser Ziel ist klar der vollständige Umstieg auf Mehrweg», so Hochuli. Natürlich seien einige Gastronomen noch skeptisch. Restaurants müssten zum Beispiel beim Workflow etwas umdenken. «Da die Mehrwegbehälter mehr Platz brauchen, braucht es in den meist kleinräumigen Gastro-Küchen gute logistische Lösungen.» Von jenen Betrieben, die auf Mehrweg umstellen, habe Dabba-Velo bisher nur gute Rückmeldungen, sagt Hochuli. Durch den Lockdown habe man sicherlich einen zusätzlichen Anstieg an Bestellungen erhalten. Hochuli hofft, dass man auch nach dem Lockdown das Bestellvolumen halten könne. Ähnliche Initiativen gibt es auch in anderen Städten. In Genf liefert «L’Unique Livraison» mit dem Velo vegetarische und vegane Gericht im Glas-Mehrwegbehälter aus. Und die Mehrweg-Firma Recircle hat mit dem Lieferdienst Smood ein Mehrweg-Pilotprojekt in Lausanne durchgeführt und beabsichtigt das auszubauen.

Unterstützungs-Statement für die Gastronomie

Die innovativen Betriebe sind also vorhanden. Die Möglichkeit, das eigene Mehrweg-Geschirr im Restaurant füllen zu lassen besteht sowieso – natürlich alles unter Einhaltung der Hygiene-Regeln. Greenpeace fordert daher alle Gastronomie-Freunde auf, ein Statement zu unterzeichnen und damit sowohl den Restaurants, also auch die Umwelt zu helfen.

Für die Crew im Restaurant Waldheim hat sich der Effort gelohnt. Statt zuhause liegend auf dem Sofa, stehen die Köche immerhin wieder einige Stunden in der Küche und können so eine erstaunlich gute Nachfrage bedienen.

«Das Take-Away-Konzept läuft bei uns im Moment gut», sagt Besitzerin Regula Minder, schränkt aber ein: «Es kann aber den Umsatz, den wir sonst im Waldheim machen, nicht ersetzen.» Ein voller Erfolg ist aber das spontane Konzept zur Abfallvermeidung. Über die Hälfte des Menus geht im Mehrweggeschirr weg.

Beteilige dich