Die Schweiz ist auf einen schweren Reaktorunfall ungenügend vorbereitet. Darauf hat heute Mittag Greenpeace gemeinsam mit weiteren Organisationen der Allianz Nein zu neuen AKW mit einer symbolischen Aktion am Bellevue aufmerksam gemacht. Die Aktion ist Teil einer Sensibilisierungskampagne, mit der Greenpeace die Bevölkerung auf die Nachteile der Kernenergie aufmerksam machen will: sie bleibt ein letztlich unkalkulierbares Risiko, das wir heute nicht mehr tragen müssen. Weshalb, erklärt jetzt und in den kommenden Jahren die neue Website www.sichererstrom.ch
Heute bot sich in der Mittags-Rushhour den Passanten am Zürcher Bellevue ein verstörender Anblick: Um Punkt Viertel nach 12 fielen rund 100 Menschen plötzlich zu Boden. Mit dieser symbolischen Aktion zeigten besorgte Schweizerinnen und Schweizer gemeinsam mit Greenpeace und weiteren Organisationen der Allianz Nein zu neuen AKW: Das Risiko eines sehr schweren AKW-Unfalls lässt sich auch mit noch so intelligenter Technik nicht ausschliessen. Genau das aber tun die Schweizer Sicherheitsbehörden. Konkrete Schutzmassnahmen sind folglich nur in den Zonen 1 und 2 vorgesehen – in einem viel zu kleinen Umkreis von maximal 20 Kilometern eines AKW. Der in Zone 3 lebende Grossteil der Bevölkerung wäre somit bei einer schweren Reaktorkatastrophe ungenügend geschützt. Je nach Wetter- und Windlage müssten dann auch Städte wie Zürich, Bern oder auch Genf evakuiert werden und würden auf unbestimmte Zeit unbewohnbar.
Im Schnitt einmal im Monat ereignet sich in einem der Schweizer AKW ein meldepflichtiger Störfall. Bei einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen könnte sich ein solcher zur Katastrophe auswachsen. Ein einziges Mal, mit fatalen Folgen. Denn wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Das zeigt das Drama um das Öl-Unglück, das sich aktuell im Golf von Mexiko und an der US-Küste abspielt.
Mit einer laufenden Teaser-Plakate-Kampagne, die ab heute in einer zweiten Phase aufgelöst wird, und mittels der neuen Websitewww.sichererstrom.ch informiert Greenpeace über den vielen Schweizern und Schweizerinnen unbekannten Zonenplan, die vorgesehenen Störfallszenarien und weitere Fakten zur Kernenergie. Ein auf den jeweiligen Wohnort abgestimmter „Zonenpass“ wurde an 2000 nationale und kantonale PolitikerInnen sowie 140’000 Greenpeace-Mitglieder verschickt und wird in den kommenden Monaten punktuell an die Bevölkerung verteilt.
Eine zusätzliche Dimension nimmt die Greenpeace-Kampagne heute Abend an. Ab 21.00 Uhr wird auf YouTube unter dem Stichwort „Der Zonenplan“ ein Spot von Spielfilmregisseur Alain Gsponer zu sehen sein. In Zusammenarbeit mit der walker Werbeagentur dokumentiert der Regisseur von Martin Suters „Lila, lila“ damit die Ereignisse der letzten 24 Stunden auf emotional eindrückliche Weise.
Mit dieser Sensibilisierungskampagne zeigt Greenpeace, dass sich Kernenergie nicht diskussionslos als saubere und sichere Möglichkeit der zukünftigen Stromversorgung dar stellen lässt, wie dies die Energiekonzerne tun. Urs Wittwer, Greenpeace: „In drei Jahren wird die Schweiz über den Bau von neuen Kernkraftwerken entscheiden. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Bevölkerung bis dahin umfassend über die verschiedenen Stromszenarien und deren Vor- und Nachteile informiert ist. Nur so kann sie den Grundsatzentscheid fällen, um den es letztlich geht: „Für eine Energiezukunft auf der Grundlage von erneuerbaren Energien und einem effizienten Umgang mit Strom oder für eine Energiezukunft mit Atomstrom.“