Moritz Leuenberger ist Politiker, Jurist und Mitglied des «Club d’Inspiration» von Greenpeace Schweiz. Im Greenpeace-Magazin schreibt er zum Thema Vermächtnis.
Selbst wenn mein ganzes Vermögen effizient für eine nachhaltige Welt eingesetzt würde, könnte ich kein gutes Gewissen haben. Es wäre doch etwas widersprüchlich, selber ein Leben zu führen, das mitverantwortlich ist für die Verschwendung von Ressourcen, für die Erwärmung des Klimas und für atomare Abfälle, und dann die Nachwelt grosszügig zu verpflichten, mit dem vererbten Nachlass die angerichteten Schäden doch bitte wieder aufzuräumen.
Der grüne Wille muss zu Lebzeiten durchgesetzt werden, nicht erst im Testament.
Doch auch ein noch so konsequentes, «grünes» Leben eines Einzelnen vermag allein die Welt nicht zu retten. Wir sind in den Breitengraden, in die wir geboren wurden, derart in Privilegien eingebettet, die wir zwar als unnötig anprangern, uns aber davon gar nicht retten könnten, selbst wenn wir es wollten. Denken wir nur an den eigenen Energieverbrauch, an die Mobilität, die uns zum Beispiel durch den Arbeitsweg auch einfach aufgezwungen wird. Damit sind ein Lebensstil und ein Fussabdruck verbunden, für die wir uns zwar schämen, sie aber gar nicht vermeiden können. Und zudem: Würden wir so radikal leben wie Bruno Manser, könnten wir ja auch gar kein Vermögen anhäufen, das wir vererben könnten.
Wie lösen wir uns aus dieser moralischen Schuld, die sich uns schon seit unserer Geburt um den Hals schlingt? Wie können wir einen grünen Willen leben und so ein Erbe hinterlassen, zu dem wir stehen können? Persönliches nachhaltiges Leben ist sicher der glaubwürdigste, aber eben doch nur ein erster und ungenügender Schritt. Denn er allein führt noch nicht zur wirklichen Veränderung, die wir anstreben. Eine grosse Zahl anderer Menschen verhält sich nämlich nicht nachhaltig, sei es bewusst, sei es aus Unwissenheit. Dafür gibt es verschiedenste Gründen, nicht alle sind von ihnen selber verschuldet. Dazu kommt, dass global tätige und sehr mächtige Automobil-, Öl- und andere Gesellschaften offen andere Interessen vertreten als die der Nachhaltigkeit. Ihre Macht beherrscht weitgehend auch die Politik.
Zu einem grünen Willen gehört deswegen zwingend auch der politische Einsatz gegen die Zerstörung unsere Erde. Das bedeutet nicht unbedingt, einer Partei oder einem Parlament beizutreten. Auch der Einsatz in einer Umweltorganisation oder die Überzeugungsarbeit am Arbeitsplatz ist politische Arbeit. Und auch dann gelingt uns nicht alles.
Wer sich aber so verhält, kann sich dann wenigstens beruhigt sagen: Ich habe meinen grünen Willen gelebt und durchzusetzen versucht. Diesen Willen kann ich, wenn ich die finanziellen Mittel dazu habe, auch mit einem Testament untermauern. Das kann mit der Zuweisung an eine grüne Umweltbewegung geschehen, muss es aber nicht zwingend. Wenn es an Nachkommen geht, welche umweltbewusst leben und sich für Nachhaltigkeit aktiv einsetzen, muss ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie dabei durch mein Erbe unterstützt werden.
Für eine ökologische Zukunft können Sie sich ein Leben lang einsetzen. Und darüber hinaus, indem Sie Greenpeace Schweiz in Ihrem Testament berücksichtigen. Bestellung des kostenlosen Testament-Ratgebers hier.
Titelbild: © Saskja Rosset