Aktivist*innen haben heute den Nestlé-Hauptsitz in Vevey aufgesucht und dem Konzern seinen Plastikabfall zurückgebracht. Der Einwegmüll ist in eine riesige Skulptur verarbeitet, die ans Firmenlogo erinnert. Ein Nest für Vögel und Küken, die mit Plastik gefüttert werden. Nestlé erhält das Mahnmal als drittgrösster Plastikverschmutzer der Welt.
Die Lichter hinter Nestlés Fensterfassade leuchten blass im morgendlichen Grau. Still bricht der Dienstagmorgen an. Bis unerwarteter Besuch vor dem Hauptsitz in Vevey eintrifft: Fünf Aktivist*innen tragen ein riesiges Vogelnest vor den Eingang. Einwegplastik von Nestlé ist darin verwebt und mit demselben Kunststoffabfall füttert ein Vogel darin Küken.
Die fünfeinhalb Meter lange Skulptur, die ans Logo des Konzerns erinnert, wird von einer Botschaft auf Bannern begleitet: «Nestlé, hör auf, die Welt mit Plastik zu füttern!»! Greenpeace Schweiz fordert, dass der multinationale Konzern die Wegwerfkultur aufgibt und stattdessen auf Mehrweglösungen setzt. Nur so lässt sich Nestlés Einwegplastik reduzieren, der weltweit die Natur verschmutzt.
Nestlé gehört im dritten Jahr in Folge zu den drei grössten Plastikverschmutzern der Erde, knapp hinter Coca-Cola und PepsiCo. Das gab eine Woche zuvor der Bericht «Branded Volume III» bekannt. Als Bewegung «Break Free From Plastic», der auch Greenpeace angehört, haben weltweit 14’700 Freiwillige Aufräumaktionen durchgeführt. Sie befreiten nicht nur die Umwelt von 346’494 weggeworfenen Plastikgegenständen, sondern ordnete sie auch Marken zu. Die Fundstücke aus 55 Ländern zeigen klar auf, wer die Erde am stärksten mit Plastikabfall vermüllt – und dienen als Druckmittel gegenüber den Verschmutzern.
Behauptungen versus Tatsachen
Der Schweizer Konzern Nestlé behauptet, er wolle die eigens verursachte Kunststoff-Verschmutzung eindämmen. Aber die Zahlen sprechen für sich: Obwohl das Unternehmen seinen Kunststoffverbrauch gegenüber dem Vorjahr gesenkt hat, verantwortet Nestlé 2019 einen Verschleiss von 1’524’000 Tonnen Plastik. Das ist der drittgrösste Verbrauch weltweit. Das multinationale Unternehmen setzt auf Scheinlösungen wie Recycling und unerprobte Technologien, während wiederverwendbare Lösungen nur 1 Prozent des Sortiments ausmachen!
Der Kunststoff belastet nicht nur die Umwelt, sondern trägt auch zur globalen Erwärmung bei. 2018 hat der Plastikverbrauch 12 Prozent von Nestlés gesamtem Kohlendioxid-Ausstoss ausgemacht. Das entspricht einem Viertel des Jahresverbrauchs der gesamten Schweiz, nämlich 11 Millionen Tonnen CO2.
Der Vogel, der heute in Vevey gelandet ist, drängt Nestlé, endlich auf Mehrweglösungen umzustellen. Erst signalisierten Mitarbeiter*iInnen des Konzerns, die Skulptur persönlich entgegenzunehmen. Doch dann änderte sich der Wind: Das Eingangstor wurde zugesperrt und sieben Polizist*iInnen nahmen Personalien der Anwesenden auf. Matthias Wüthrich gelang es gerade noch, die schriftlich festgehaltenen Forderungen ins Nest zu legen. Darauf haben die Aktivist*iInnen, welche die geltenden Schutzregeln stets eingehalten haben, den Hauptsitz verlassen. Vorerst. Trägt der Konzern weiterhin keine Verantwortung, muss er sich auf künftigen Besuch gefasst machen. Inklusive Retoure des hauseigenen Plastikabfalls.