Swissgrid hat heute mit dem Bericht «Strategisches Netz 2025» Modellrechnungen für das künftige Übertragungsnetz der Schweiz vorgelegt. Die vorgeschlagenen Projekte zeigen, dass der Ersatz aller fünf Atomkraftwerke durch Solarstrom und andere erneuerbare Energien im Vergleich zu Szenarien mit weniger erneuerbaren Energien kaum Zusatzaufwand beim Übertragungsnetz erfordert. Das ist Wind in den Segeln der aktuell in der parlamentarischen Beratung steckenden Energiestrategie 2050.
Swissgrid zeigt mit den Modellierungen auf, welche Projekte im Schweizer Übertragungsnetz bei verschiedenen Szenarien empfohlen werden. Dabei wird deutlich, dass eine 100-prozentige Stromversorgung mit erneuerbaren Energien den Übertragungsnetzausbau kaum beeinflusst. Wesentlich wichtigere Treiber für den Ausbau sind der Anschluss von Grosswasserkraftwerken und die Behebung struktureller Engpässe im heutigen Netz, die vom Stromhandel und dem Stromaustausch mit Europa stark mitverursacht werden.
Bedeutend dabei ist insbesondere die Tatsache, dass der ausgewiesene Aus- und Umbaubedarf für die Energiewende und die anderen Szenarien deutlich geringer ausfällt als im bisher gültigen «Strategischen Netz 2015» geplant. Acht Projekte mit insgesamt 291 km Länge werden im Netz 2025 nicht mehr gebraucht. Auch aus Sicht des Schweizerischen Übertragungsnetzes gibt es also keinen Grund, die Energiewende zu verzögern. Dies ist für die Umweltallianz ein wichtiges Signal an den Ständerat, der mitten in den Beratungen über die Energiestrategie 2050 steckt.
Netzausbau ist eine von vielen Möglichkeiten
Die Berechnungen für das «Sun» Szenario zeigen, dass ein massiver Ausbau der Solarstromproduktion auf rund 25% des Schweizerischen Strombedarfs zu einem geringen Zusatzaufwand beim Übertragungsnetz führen kann. Ob aber Zusatzmassnahmen überhaupt gebraucht werden, ist noch offen. Denn neben der in den Rechnungen der Swissgrid berücksichtigten zeitlichen Verschiebung von Lastspitzen (Demand Side Management), können weitere, das Verteil- und Übertragungsnetz entlastende, Massnahmen hinzukommen.
Die Steuerung des Leistungsbedarfs an der Schnittstelle von Produktionsanlage und Netz (dynamische Leistungsreduktion und Blindleistungsregulierung) kann sehr kostengünstig erfolgen und die Netze deutlich entlasten. Der Einsatz von Stromspeichern (lokale und regionale Speicher, Umwandlung von Überschussstrom in Wärme oder gasförmige Energieträger) könnte eine zusätzliche Wirkung entfalten. Diese Beispiele machen deutlich, dass der Netzausbau nur eine von vielen Möglichkeiten ist, um Stromerzeugung und –verbrauch aufeinander abzustimmen.
Jetzt vordringlich: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Für den jetzt bevorstehenden Atomausstieg bleibt der Ausbau der Energieeffizienz und der einheimischen erneuerbaren Energien die vordringliche Aufgabe. Die Übertragungsnetze können grosse Mengen an fluktuierendem Solar- und Windstrom aufnehmen, wie die Swissgrid-Berechnungen zeigen. Es ist nun an der Politik, die Energiewende zu beschleunigen, indem sie geeignete Rahmenbedingungen für mehr erneuerbare Energien und Energieeffizienz schafft.
Weitere Informationen
- Greenpeace Schweiz: Georg Klingler, ,
044 447 41 88, 079 785 07 38 - Schweizerische Energie-Stiftung SES: Jürg Buri, ,
044 275 21 21, 078 627 84 14 - WWF Schweiz: Elmar Grosse Ruse, ,
044 297 23 57, 078 745 23 41