Das Verfahren gegen 66 Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten, die im März 2014 beim Atomkraftwerk Beznau friedlich gegen den Weiterbetrieb des weltweit ältesten Atomkraftwerk protestiert hatten, ist abgeschlossen. Die AktivistInnen haben auf ihre Einsprache gegen den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach verzichtet.

Am 5. März 2014 hatten Greenpeace-AktivistInnen aus neun verschiedenen Ländern auf dem Gelände des Atomkraftwerkes Beznau protestiert, um auf dessen altersbedingten Sicherheitsdefizite aufmerksam zu machen. Die AKW-Betreiberin Axpo hatte daraufhin eine Strafanzeige erstattet. Per Strafbefehl wurden die AktivistInnen zu Geldstrafen in der Höhe von 30 bis 90 Tagessätzen verurteilt (meistens bedingt).

Die AktivistInnen haben letzte Woche verzichtet, ihre Einsprachen gegen diese Strafbefehle aufrecht zu erhalten. Abklärungen mit ihrem Anwalt ergaben, dass sich ein Weiterzug aufgrund des finanziellen und zeitlichen Aufwandes nicht lohnen würde. 


 

Hintergrund: Kosten der Nachrüstungen um über 100 Mio. beschönigt

Seit Anfang März steht der Reaktor 1 von Beznau still. Die Betreiberin Axpo muss Forderungen des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) nachkommen und die Notstromversorgung des AKW verbessern, sowie die Deckel der Reaktordruckbehälter ersetzen. Die Axpo gibt an, 700 Mio. CHF für diese Vorhaben zu investieren. Diese Angabe ist jedoch stark beschönigend:

– Bis jetzt wurden die Ertragseinbussen wegen des verlängerten Stillstands der beiden Reaktorblöcke nie thematisiert. Jeder Block soll mindestens vier Monate abgeschaltet bleiben. Mit den heutigen Strom-Marktpreisen von 4.5 Rappen pro Kilowattstunde entgehen damit der Axpo Einnahmen von gut 100 Mio. CHF (ein Block produziert monatlich 270’000 MWh).

– Die Arbeiten werden gut ein Jahr später durchgeführt als geplant. Was diese Verzögerungen gekostet haben, wird verschleiert.

– Das ENSI hat jüngst gefordert, dass die neuen – und noch nicht in Betrieb stehenden – Notstromanlagen besser gegen Hochwasser geschützt werden. Das verursacht erneut Mehrkosten.

Beznau-Strom wird heute schon teurer produziert als was er auf dem Markt abwirft. Diese verschleierten Kosten belasten zusätzlich die Rechnung des ohnehin angeschlagenen Axpo-Konzerns. «Diese Fehlinvestitionen fallen auf die Eigner-Kantone und ihre Steuerzahler zurück» stellt Florian Kasser, Atomexperte bei Greenpeace Schweiz, fest. «Die Axpo muss zu diesem finanziellen Schlamassel dringend volle Transparenz schaffen».

Für weitere Auskünfte:
Pressestelle Greenpeace Schweiz, 044 447 41 11,