Ein europaweiter Greenpeace-Test zeigt auf, dass konventionell produzierte Äpfel in Supermärkten (auch in der Schweiz) mit einem Pestizid-Cocktail belastet sind. Labortests haben 39 individuelle Substanzen identifiziert. Bei Bio-Äpfeln konnten keine Pestizide nachgewiesen werden.

Greenpeace hat in einer europaweit koordinierten Messkampagne in elf Ländern – darunter die Schweiz – 126 verschiedene Apfelproben in Supermärkten gekauft und in einem spezialisierten, unabhängigen Labor auf Pestizide untersuchen lassen [1]. In 83 % der konventionellen Proben konnten Pestizide nachgewiesen werden, 60 % der Proben waren mit zwei oder mehr Pestiziden belastet. Alle biologisch produzierten Äpfel waren pestizidfrei.

In der Schweiz wurden Proben bei Aldi, Coop, Lidl und Migros gekauft – alles Äpfel aus dem Inland. In beiden Bio-Proben (Coop & Migros) konnten keine Pestizide nachgewiesen werden. In den konventionell produzierten Schweizer Apfelproben konnten im Mittel 1,8 verschiedene Pestizide gemessen werden, am stärksten belastet war eine Probe der Migros mit fünf verschiedenen Substanzen. Auf den Jamadu-Kinderäpfeln von Coop wies das Labor die Chemikalie THPI nach, ein Abbauprodukt des Fungizids Captan. Die gesetzlichen Grenzwerte wurden von allen Proben eingehalten. 

Diese Resultate zeigen klar, dass die im intensiven landwirtschaftlichen Anbau [2] eingesetzten Substanzen auf dem Teller der KonsumentInnen landen. Da etliche der gefundenen Pestizide ein hohes Bioakkumulationspotenzial aufweisen oder Einflüsse auf die Reproduktion haben können, sind gesundheitliche Auswirkungen auch bei Einhaltung der nationalen Grenzwerte nicht auszuschliessen [3]. Zudem hat der Pestizid-Einsatz schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Biodiversität und gefährdet Ökosystem-Leistungen wie die Bestäubung [4].

Philippe Schenkel, Agrarexperte bei Greenpeace Schweiz sagt: «Der hohe Pestizideinsatz der industriellen Landwirtschaft reduziert die Biodiversität, gefährdet unsere Gesundheit und hinterlässt einen Chemie-Cocktail in unseren Lebensmitteln. Es ist höchste Zeit an einem Pestizid-Ausstiegsplan zu arbeiten und den KonsumentInnen nachhaltig produzierte, gesunde Lebensmittel anzubieten.»

Die Schweizer Agrarwirtschaft muss vom Paradigma der chemieintensiven Landwirtschaft wegkommen. Insbesondere muss der Einsatz von synthetischen Pestiziden schrittweise reduziert werden. Dies erfordert eine Abkehr von industriellen Agrarsystemen und die Einführung ökologischer landwirtschaftlicher Praktiken. Nur so können die ökologischen und wirtschaftlichen Probleme, mit denen die Landwirtschaft derzeit zu kämpfen hat, effektiv und ganzheitlich gelöst werden.

Konkret heisst dies: Verbesserung der Bodenbewirtschaftung, Anwendung biologischer Schädlingsbekämpfung, Auswahl resistenter, den örtlichen Bedingungen angepasster Sorten, Gestaltung pflanzenbaulich optimaler Fruchtfolgen und Erhöhung der Vielfalt landwirtschaftlicher Systeme. Greenpeace fordert die Supermärkte auf, die Bauern beim Umstieg auf eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen.

Weitere Informationen und die Pestizid-Studie finden Sie unter www.greenpeace.ch oder bei:

Philippe Schenkel, Agrarexperte Greenpeace Schweiz, +41 78 790 52 84

Yves Zenger, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, +41 78 682 00 91

 

[1] www.greenpeace.orghttps://www.greenpeace.ch/static/planet4-switzerland-stateless/2019/05/01c56fd1-01c56fd1-apple_testing_15_10.pdf

[2] www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Landwirtschaft/Der-bittere-Beigeschmack-der-europaeischen-Apfelproduktion/

[3] www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Landwirtschaft/Pestizide-und-unsere-Gesundheit/

[4] www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Landwirtschaft/Europas-Abhaengigkeit-von-Pestiziden/