Vor genau fünf Jahren begann die Atomkatastrophe in Fukushima. Die Schweiz hat daraus aber immer noch nicht die nötigen Lehren gezogen: Der älteste Reaktor der Welt wird weiterhin künstlich am Leben erhalten – obwohl das letzte Jahr gezeigt hat, dass auch ohne Beznau 1 genug Strom vorhanden ist.

2015 war kein gutes Jahr für die Betreiber der Schweizer Atomkraftwerke. Block 1 in Beznau steht seit dem 13. März 2015 still, weil rund 1000 Schwachstellen im Druckbehälter, dem Herzstück der Anlage, entdeckt wurden. Beznau 2 war von August bis Dezember aus ähnlichen Gründen ausser Betrieb. Und auch die drei restlichen AKW – Mühleberg, Gösgen und Leibstadt – mussten zwischendurch unplanmässig wegen technischer Probleme abgeschaltet werden. Im August waren während ein paar Tagen sogar alle AKW vom Netz. Zum ersten Mal seit langem produzierte die Schweiz keinen Atomstrom mehr. 

Weniger Atomstrom…

Das Resultat dieser Pannen: Die AKW produzierten 2015 gemäss Swissnuclear 17% weniger Strom als im Jahr zuvor. Dies ist mehr als die jeweilige jährliche Produktion der kleinen Reaktoren in Mühleberg, Beznau 1 oder Beznau 2. «2015 hatte die Schweiz sozusagen ein AKW weniger», kommentiert Marco Pfister, Energie-Experte von Greenpeace Schweiz.

… und doch genügend Strom

Gemäss der nationalen Stromnetzgesellschaft Swissgrid produzierte die Schweiz 2015 trotzdem mehr Strom, als sie verbrauchte. Auch die Exporte waren höher als die Importe – dies trotz dem Bedarf der Speicherpumpen. Auch wenn in beiden Bereichen noch mehr getan werden muss: Der bisherige Ausbau der erneuerbaren Energien und die Fortschritte bei der Effizienz haben sich gelohnt. Denn trotz Bevölkerungszunahme und Wirtschaftswachstum ist der Schweizer Stromverbrauch 2015 praktisch gleich geblieben wie 2014 – und lag damit tiefer als in den Jahren 2010 bis 2013.

Beznau 1 muss nicht mehr ans Netz

Anfang Dezember 2015 hatte Swissgrid aufgrund einer «Verkettung besonderer Umstände» auf einen möglichen Engpass hingewiesen. Seither hat sie mit simplen Massnahmen dafür gesorgt, dass die Speicherseen besser bewirtschaftet werden, und damit die Situation entschärft. Die Schweiz verfügt im europäischen Vergleich über ausserordentlich grosse Speicher.  

«Wenn Beznau 1 wieder ans Netz kommen sollte, würde der Reaktor einfach zur Überproduktion in der Schweiz beitragen und damit die Stromschwemme in Europa noch verschlimmern», sagt Marco Pfister. Der Schweiz bliebe dann noch das massive Sicherheitsrisiko eines angeschlagenen AKW, das wir offensichtlich gar nicht brauchen. Diese absurde Situation gilt es zu verhindern: Das älteste AKW der Welt darf nie wieder ans Netz.

Für weitere Auskünfte:

Zur Stromsituation in der Schweiz:

Marco Pfister, Energie-Experte Greenpeace Schweiz, 076 532 73 97, 

 

Zur Situation im AKW Beznau und in Fukushima:

Florian Kasser, Atomexperte Greenpeace Schweiz, 076 345 26 55, .

(siehe auch sein Tagebuch aus Fukushima und die Veranstaltungshinweise unter fukushima.greenpeace.ch/):

 

Allgemeine Rückfragen:

Marco Fähndrich, Medienbeauftragter Greenpeace Schweiz, 079 374 59 73,