Die Schweizer Atomkraftwerke sind stärker durch Erdbeben gefährdet als nach Fukushima behauptet. Trotz dieser Erkenntnis kommt die Atomaufsichtsbehörde ENSI den AKW-Betreibern entgegen, so dass diese Nachrüstungen auf die lange Bank schieben können. Greenpeace Schweiz kritisiert diese Verzögerungstaktik scharf und fordert ein zügigeres Vorgehen.
Die Atomaufsichtsbehörde ENSI hat heute an einer Medienkonferenz in Brugg Erkenntnisse aus einer Neubeurteilung der Erdbebengefährdung der Schweizer AKW vorgestellt. Der beunruhigende, aber an und für sich wenig überraschende Befund: Die Atomkraftwerke sind stärker erdbebengefährdet, als dies noch in einem Zwischenbericht nach Fukushima behauptet wurde. «Die Betreiber müssen nun schleunigst Massnahmen ergreifen und ihre AKW gegen schwere Erdbeben absichern», fordert Florian Kasser, Atom-Experte von Greenpeace Schweiz.
Verzögerungstaktik zum Schutz der Betreiber
Doch anstatt solche Nachrüstungen schnell einzufordern, schlägt das ENSI ein gemütliches Tempo an: Bis 2020 erhalten die AKW-Betreiber Zeit, um bloss die Sicherheitsnachweise zu erbringen. Bis dann die Werke tatsächlich nachgerüstet wären, würden wohl noch einmal etwa fünf Jahre ins Land ziehen. «Das ENSI schützt mit dieser Verzögerungstaktik eindeutig die Betreiber», hält Kasser fest.
Nachrüstungen werden auf die lange Bank geschoben
Die AKW-Betreiber haben ein grosses Interesse daran, Investitionen in die Sicherheit auf die lange Bank schieben zu können. Um mit den heute schon defizitären Werken nicht noch grössere Löcher in die Kassen der kriselnden Energie-Konzerne zu reissen, sollen sämtliche Kosten vermieden werden. «Die Verliererin ist einmal mehr die Bevölkerung in der Schweiz und dem grenznahen Ausland, die noch über viele Jahre einem untragbaren Risiko ausgesetzt wird», sagt Atom-Experte Kasser.