Greenpeace Schweiz ruft Beznau-Insider wie Mitarbeitende der Betreibergesellschaft Axpo öffentlich dazu auf, der Umweltorganisation vertrauliche Dokumente zum Zustand des beschädigten Reaktors zu übermitteln. Greenpeace will so erreichen, dass die Bevölkerung im Umkreis des ältesten AKW der Welt vor dessen geplanter Wiederinbetriebnahme umfassend über die Risiken informiert ist.
Ende Jahr will die Axpo das AKW Beznau 1 wieder in Betrieb nehmen – gleichzeitig verhindert sie, dass die sicherheitsrelevanten Informationen ans Tageslicht kommen. «Das älteste AKW der Welt darf nicht ans Netz gehen, ohne dass die Bevölkerung die wahren Risiken einer Wiederinbetriebnahme kennt», hält Christian Engeli, Kampagnenleiter bei Greenpeace Schweiz, fest. Die Umweltorganisation bittet deshalb die Mitarbeitenden der Axpo oder andere Beznau-Insider um Hilfe. Auf der heute aufgeschalteten Seite 1000seiten.ch haben sie die Möglichkeit, anonym und sicher Dokumente zum Zustand des AKW an Greenpeace zu übermitteln.
Mutige Mitarbeitende gesucht
In ganzseitigen Inseraten in der «Aargauer Zeitung» und der «Weltwoche» werden Beznau-Insider – beispielsweise Mitarbeitende der Axpo – darum gebeten, nichtöffentliche Dokumente zum Zustand des Reaktors an Greenpeace Schweiz zu übermitteln. «Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, braucht es mutige Menschen», sagt Christian Engeli. «Wer uns Dokumente zu Beznau übermittelt, leistet einen unschätzbaren Dienst an der Bevölkerung.»
Ein konkretes Beispiel für ein solches Dokument ist ein 1000-seitiger Bericht aus dem Jahr 2012, der Auskunft gibt über die Versprödung, also die altersbedingte Abnutzung des Reaktordruckbehälters von Beznau 1. Greenpeace Schweiz hatte, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz (BGÖ), die Herausgabe des Berichts verlangt, und auch der Öffentlichkeitsbeauftragte des Bundes (EDÖB) hat die Herausgabe empfohlen. Die Axpo erwirkte aber, dass Greenpeace gerade einmal 50 Seiten des Berichts erhielt – und auch diese nur teilweise geschwärzt. 950 Seiten behält die Axpo unter Verschluss. «Die Frage drängt sich auf, weshalb sich die Axpo mit Händen und Füssen gegen die Veröffentlichung wehrt», sagt Engeli. «Bei einem schweren Atomunfall im AKW trägt die Bevölkerung die Konsequenzen. Deshalb hat sie das Recht, über die Risiken vor der Wiederinbetriebnahme vollumfänglich Bescheid zu wissen.» Der erwähnte Fall ist momentan beim Bundesverwaltungsgericht hängig. Bis es zu einem juristischen Entscheid kommt, ist das AKW aber unter Umständen bereits wieder hochgefahren worden.
Transparenz auch zu Schwachstellen im Reaktor gefordert
Der 1000-seitige Versprödungsbericht ist nicht das einzige Dokument, an das Greenpeace Schweiz gelangen möchte. Höchst relevant für die Beurteilung der Sicherheit des AKW Beznau sind beispielsweise auch alle Unterlagen, welche die fast tausend Schwachstellen im Druckbehälter von Reaktor 1 betreffen, die letztes Jahr entdeckt worden sind. Aufgrund dieser Entdeckung steht Beznau 1 derzeit noch immer still.
1000seiten.ch – Plattform für sichere Datenübertragung
Für die Übermittlung von Dokumenten zum Zustand von Beznau hat Greenpeace Schweiz die Website 1000seiten.ch eingerichtet. Dort können Axpo-Mitarbeitende oder andere Personen, die Zugriff haben auf öffentlichkeitsrelevante Dokumente zu Beznau, diese sicher und anonym an Greenpeace übermitteln. Der Name der Website bezieht sich auf einen 1000-seitigen Bericht zur Versprödung des Reaktordruckbehälters von Beznau 1, von dem Greenpeace Schweiz nur gerade 50 teilweise geschwärzte Seiten zugestellt worden sind.
Für weitere Informationen:
Christian Engeli, Kampagnenleiter Greenpeace Schweiz, 079 947 91 04,
Thomas Mäder, Medienverantwortlicher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 74,