In den AKW Beznau und Leibstadt sind möglicherweise fehlerhafte Anlagenteile im Einsatz. Doch die Aufsichtsbehörde ENSI vertraut blind auf die Angaben des Herstellers, wonach alles in Ordnung sei – im Gegensatz zur französischen Aufsichtsbehörde. Greenpeace Schweiz kritisiert, gestützt auf ein neues Gutachten, dieses fahrlässige Vorgehen und fordert auch hierzulande umfangreiche Tests.
In den AKW Beznau und Leibstadt sind Schmiedeteile aus zweifelhafter Herkunft eingebaut: Sie stammen aus der Schmiede «Le Creusot», welche heute zum Atomkonzern Areva gehört und bei der massive Mängel in der Dokumentation der Bauteile entdeckt wurden. Nach einer Phase der Unsicherheit folgte Mitte August die vermeintliche Entwarnung durch das ENSI: Die Schmiedeteile seien «vollständig dokumentiert und von den Unregelmässigkeiten nicht betroffen.» (ENSI-Mitteilung vom 17.8.2016)
Potenziell grosse Gefahr
Ein Gutachten des unabhängigen Atomexperten John Large im Auftrag von Greenpeace Schweiz weckt jetzt aber grosse Zweifel am Vorgehen des ENSI. Large hält fest, dass ja genau in den Dokumentationen der Anlageteile bei Le Creusot grosse Mängel entdeckt worden sind – entsprechend könne sich das ENSI nicht einfach auf die Herstellerangaben verlassen bzw. darauf vertrauen, dass die Dokumentationen der Schmiedeteile für Beznau und Leibstadt nicht auch vom Fälschungsskandal betroffen sind. «Das ENSI verschliesst die Augen vor einer potenziell grossen Gefahr», warnt Stefan Füglister, Atomexperte von Greenpeace Schweiz. Die bei Beznau möglicherweise betroffenen Dampferzeuger sind eine AKW-Komponente, die sehr wichtig ist für die Sicherheit.
Franzosen prüfen – Schweizer nicht
Das blinde Vertrauen des ENSI erstaunt auch insofern, als dass die französische Atomaufsichtsbehörde ASN umfangreiche Tests an den Komponenten angeordnet hat. «Das ENSI vernachlässigt seine Aufgabe sträflich», kritisiert Füglister. Greenpeace Schweiz fordert, dass die Schweizer Aufsichtsbehörde umfangreiche Tests in beiden Blöcken von Beznau sowie auch in Leibstadt anordnet. Der Zeitpunkt dafür wäre günstig: Beznau 1 und Leibstadt stehen derzeit ohnehin still.
Für weitere Informationen:
Thomas Mäder, Medienverantwortlicher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 74
Kurzgutachten von John Large (englisch)