Greenpeace Schweiz hat den Urin von 20 zufällig ausgewählten KonsumentInnen auf Pestizid-Metabolite untersuchen lassen. In allen Proben wurden solche Abbauprodukte von Pestiziden gefunden. Darunter auch von Stoffen, die gesundheitsgefährlich sind. Bei KonsumentInnen, die viele Bio-Produkte zu sich nehmen, konnten weniger Pestizid-Metabolite nachgewiesen werden. Greenpeace fordert eine ambitionierte Reduktionsstrategie für alle Pestizide und den raschen Aufbau eines umfassenden Biomonitoring-Programmes – analog zum Programm, das die EU kürzlich beschlossen hat.
Chemisch-synthetische Pestizide sind in der Landwirtschaft an der Tagesordnung. Sie werden im konventionellen Anbau in grossen Mengen gegen Pflanzen, Pilze und Insekten eingesetzt. Sie sind daher in Böden, Pflanzen und Lebensmitteln nachweisbar – und in menschlichen Körperflüssigkeiten. Das Spektrum der Wirkstoffe sowie das Ausmass der Belastung können dabei geografisch sehr unterschiedlich sein. Repräsentative Daten zur Belastung der Schweizer Bevölkerung mit Pestiziden liegen derzeit nicht vor.
Befragung zu Konsumverhalten
An der aktuellen Untersuchung von Greenpeace Schweiz haben 20 zufällig ausgewählte KonsumentInnen (Frauen und Männer im Alter von 21 bis 72 Jahren) aus der Schweiz teilgenommen. Zehn der ProbandInnen gaben an, wenig Bio-Produkte zu konsumieren, zehn meldeten einen hohen Bio-Anteil. Alle TeilnehmerInnen gaben jeweils Urinprobe für die Bestimmung der Pestizidbelastung ab. Die Proben wurden vom Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg auf Rückstände von 31 verschiedenen Pestizid-Metaboliten analysiert. Das Resultat: Gefunden wurden vornehmlich Organophosphatpestizide und Pyrethroide. In der Gruppe mit kleinem Bio-Anteil wurden die Pestizid-Metabolite häufiger und in höheren Konzentrationen gefunden. Philippe Schenkel, Agrarexperte bei Greenpeace Schweiz, sagt dazu: «Die Ergebnisse bestätigen, dass die Pestizidbelastung durch den Konsum von Bioprodukten gesenkt werden kann. Dieser Effekt kommt vor allem dann zum Tragen, wenn diese Ernährungsumstellung konsequent erfolgt.»
Gesundheitspolitischer Blindflug
Über die gesundheitlichen Folgen einer solchen Belastung ist sehr wenig bekannt, da die Wechselwirkung verschiedenster Wirkstoffe und deren Abbauprodukte im menschlichen Körper extrem komplex ist. Gerade einige Insektizide (z.B. Chlorpyrifos), deren Metabolite relativ häufig gefunden wurden, sind humantoxisch[1]. Greenpeace fordert aus diesem Grund einen grundsätzlichen Wandel in der Agrarpolitik und eine deutliche Senkung des Pestizideinsatzes. Das Bundesamt für Gesundheit ist gefordert, ein engmaschiges Biomonitoring-Projekt umzusetzen, um die Belastung der Schweizer Bevölkerung durch Pestizide und weitere Schadstoffe besser zu kennen sowie den Erfolg von Reduktionsmassnahmen belegen zu können. Die EU hat soeben das ambitionierte Biomontoring-Programm HBM4EU[2] angekündigt; die Schweiz darf da nicht abseits stehen.
Die Untersuchungs-Resultate finden Sie hier: https://www.greenpeace.ch/de/story/9434/wir-haben-es-im-urin/
Kontakt:
Philippe Schenkel, Agrarexperte Greenpeace Schweiz, +41 78 790 52 84
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11
[1] http://www.greenpeace.org/switzerland/de/Publikationen/Landwirtschaft/Pestizide-und-unsere-Gesundheit/
[2] https://ec.europa.eu/research/conferences/2016/hbm4eu/index.cfm