Nick Kelesau verkörpert im Schweizer Film «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» den Penan-Häuptling Along Sega. Im echten Leben ist er selbst Sohn eines Anführers des indigenen Volkes und sieht sich tagtäglich mit der Regenwaldabholzung auf Borneo konfrontiert. Wie er sich dagegen wehrt, erzählt er im Interview.
Nick Kelesau, wie hat es sich ergeben, dass du Along Sega im Film verkörperst?
Zu Beginn war ich eigentlich der Guide für Regisseur Niklaus Hilbert und die Crew. Zusammen haben wir Dörfer der Penan besucht, um jemanden zu finden, der Along Sega verkörpern könnte. Irgendwann während der Reise hat Nick mich gefragt, wieso ich nicht selbst am Casting teilnehme. Daraufhin habe ich ihm versprochen, dass, falls wir die Suche nach einem potenziellen Along Sega erfolglos abschliessen würden, ich versuchen werde, die Rolle zu übernehmen. Als ich dann am Ende unserer Reise Niklaus fragte, ob er seinen Along Sega gefunden hätte, meinte er nur: «Nein, du bist immer noch meine Nr. 1.» Und so kam das dann.
Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?
Ich kannte Bruno Manser und Along Sega und hatte beide auch schon persönlich getroffen. Das war mir eine grosse Hilfe. Ausserdem kenne ich die Geschichte und Kultur der Penan.
Du hattest aber bisher keine schauspielerische Erfahrung?
Nein, dies war das erste Mal. (lacht)
War dir nicht etwas mulmig zumute vor dieser Aufgabe?
Nein, denn mein Vater, Kelesau Naan, war wie Along Sega auch ein Häuptling der Penan. Deshalb wusste ich, wie sich ein Anführer verhält. Ausserdem ist das meine Kultur, das bin ich.
Was bedeutet Bruno Manser für die Penan?
Bruno Manser war wie eine leuchtende Sonne. Mit ihm war alles viel klarer, man sah alles in besserem Licht. Er war ausserdem nicht jemand, der gesagt hat, was zu tun ist, sondern er war da, um den Penan zu helfen. Und das bedeutete uns sehr viel.
Bist du selbst als Nomade aufgewachsen?
Als ich auf die Welt kam, war mein Vater noch ein Nomade. Später sind wir dann aber sesshaft geworden.
D. h. du hast die Abholzung des Regenwaldes hautnah miterlebt?
Ich habe von A bis Z alles gesehen. Von wie es früher war bis wie es heute ist.
Protestieren die Penan auch heute noch?
Ja. Aus diesem Grund spiele ich auch im Film mit. Ich möchte eine Botschaft überbringen. Der Wald wird immer noch zerstört. Beispielsweise sollen aktuell in der Gegend des Mulu-Regenwalds in Sarawak Bäume abgeholzt werden, um eine Palmölplantage zu errichten.
Erhoffst du dir, dass durch den Film die Proteste neuen Schwung erhalten?
Auf jeden Fall, denn es muss sich etwas ändern. Ich möchte, dass Menschen weltweit wissen, was passiert. Und diejenigen, die mir nicht glauben, die können gerne mit mir mitkommen, und mit eigenen Augen sehen, was in meiner Heimat geschieht.
Wie sieht die Zukunft für die Penan und den Regenwald aus?
Wenn Firmen nicht aufhören, den Regenwald abzuholzen, dann haben wir ein grosses Problem. Es wird weiter Konflikte geben und die Umwelt zerstört werden. Erst wenn die Firmen auf uns hören und damit aufhören, können wir eine nachhaltige Lebensweise führen. Bis dahin werden die Penan weiterkämpfen.
D. h. wenn du jetzt nach Hause zurückkehrst, wirst du nicht weiter schauspielern?
Wenn ich jemals wieder die Gelegenheit erhalte, um die Botschaft der Penan in einem Film zu überbringen, dann werde ich es sofort tun. Wenn es aber irgendwelche anderen Filme sind, dann nicht. Ich habe besseres zu tun (lacht).
Und zwar?
Das Erbe meines Vaters weiterzuführen. Er war ein grosser Kämpfer für den Wald.
Der Film «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» mit Nick Kelesau in der Rolle des Along Sega und Sven Schelker als Bruno Manser läuft aktuell in den Schweizer Kinos.
Erfahre hier, wie du etwas für den Schutz der weltweiten Regenwälder tun kannst.