Ein japanischer Kugelfisch schafft mit grenzenloser Geduld und Sorgfalt geometrische Kunstwerke, um paarungswillige Weibchen zu beeindrucken. Wir finden, dass dieser facettenreiche Meeresbewohner es verdient, porträtiert zu werden.
Seit einiger Zeit stellen wir an dieser Stelle immer wieder die Kunst für den Umweltschutz in den Fokus. Von engagierten Künstlern über gesellschaftspolitische Reflexionen bis hin zu kunstvollen Ecken und Kanten der Natur. Neidisch müssen wir uns jetzt aber eingestehen, dass dieser japanische Kugelfisch all das in den Schatten stellt.
Der Pirat der Tiefsee
Schon auf dem Pausenplatz war der Kugelfisch ein ständig wiederkehrendes Motiv: viel wurde über die Japanischen Köche philosophiert, die aus dem giftigsten aller Fische das Gericht «Fugu» kochen. Ein Falscher Schnitt bei der Zubereitung kann den Gast das Leben kosten. Die Frage, wer wohl den Mut hätte, den Fisch im Restaurant zu bestellen, trieb uns jahrelang um.
Als ob das noch nicht Argument genug wäre, einer der coolsten Fische überhaupt zu sein, doppelt der Kugelfisch nach: mit seinen filigranen Bauten bezirzt er seine weiblichen Artgenossen – und erweist sich hierbei als grossartiger Künstler.
Mit seinen Flossen und dem Bauch formt das etwa zwölf Zentimeter lange Tier den Sandboden so lange, bis ein kreisförmiges Gebilde entsteht. Das Ganze wird mit Muscheln und Korallenstücken dekoriert. Sobald das Werk vollendet ist, legen die weiblichen Kugelfische ihre Eier ins Zentrum der bauten, welche anschliessend von den Männchen befruchtet und bewacht werden. Da soll mal einer sagen, dass sich Geduld, Sorgfalt und Kreativität nicht auszahlen!
Das Handicap-Prinzip
Zum Schluss ein kurzer Exkurs in die Verhaltensforschung: Die Prachtbauten des Kugelfisches werden von den (zugegebenermassen umstrittenen) Biologen Amotz und Avishag Zahavi mit beeindruckenden und gleichzeitig auf den ersten Blick unpraktischen Eigenschaften von anderen Tieren verglichen. So ist zum Beispiel das Schwanzgefieder des Pfaus einerseits prächtig und andererseits für die Flucht nichts als hinderlich. Oder: Das riesige Knochengeweih von Hirschen mag zwar beeindrucken – aber ob das potente Gefühl wohl die Kopfschmerzen wettmacht, die das 14-endige Knochengeweih durch sein Gewicht auslöst?
Amotz und Avishag Zahavi erklären das alles mit dem Handicap-Prinzip. Dieses beschreibt den Umstand, dass ein «Handicap» auch Stärke demonstrieren kann. Wer trotz einem Nachteil den Wettbewerb mit seinen Artgenossen und Konkurrenten erfolgreich übersteht, wird nach dieser Theorie von seiner Umwelt als besonders lebenstüchtig, potent und dadurch als attraktiv wahrgenommen.
Wir bleiben dran
Wir freuen uns auf jeden Fall, dass wir uns – und hoffentlich auch sie – aus dieser unglaublichen Vielfalt von Geschichten aus der Tierwelt immer wieder beflügeln und inspirieren lassen können. Darum kämpfen wir jeden Tag dafür, dass der Umwelt die Sorge getragen wird, die sie verdient. Im konkreten Fall des Kugelfisches setzen wir uns seit Jahren für die Weltmeere ein. Mehr dazu erfahren sie hier.