«Die Hoffnung hilft uns leben», heisst es in einem Zitat Goethes. Für hunderttausende von Flüchtlingen ist dieses Zitat die traurige wortwörtliche Realität. Seit dem 28. November 2016 sind Greenpeace und Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières) an der nördlichen Küste von Lesbos im Einsatz.

Sie unterstützen die griechische Küstenwache mit Schlauchbooten bei in Seenot geratenen Flüchtlingsschiffen. Greenpeace versteht sich zwar als Umweltschutzorganisation. Jedoch in Bezug auf die humanitäre Katastrophe, in die Europa derzeit zusteuert, beschreibt die Einsatzleiterin von Greenpeace Griechenland die Situation folgendermassen: «Wir sind entsetzt über die Flüchtlingskrise im Mittelmeer, die mit unverminderter Härte weitergeht. Wir fühlen uns gezwungen das zu tun, was wir können» und «[…] wir glauben, dass alle die Hilfe leisten könnten, dies tun sollten. Wir bringen hier unsere Erfahrung auf hoher See ein, in der Hoffnung, Leben zu retten.»

© Alessandro Penso / MSF / Greenpeace

Wenn die Chemie nicht mehr stimmt

Mit bevorstehendem Frühling treten auch wieder alle möglichen Reinigungsaktionen und Entgiftungskuren auf den Plan. Dort setzt Greenpeace an: Mammut, North Face und Haglöfs — sie alle brauchen eine ordentliche Detox-Kur, denn die Chemie stimmt hier schon lange nicht mehr.

Italien, Mailand, 18. Februar 2016: Detox Aktion am The North Face Store. Weltweit protestiert die Greenpeace Gemeinschaft für einen Ausstieg der Outdoorbranche aus dem krebserregenden PFC. © Alessandro Vona / Greenpeace

2015 hat Greenpeace in verschiedenen Naturgebieten weltweit Rückstände von PFC-Chemikalien (polyfluorierte Chemikalien) gefunden. Outdoor-Firmen setzen die Chemikalien bei der Herstellung ihrer Produkte ein. Diese bauen sich in der Umwelt kaum ab und können gesundheitsschädlich sein. Greenpeace-Aktivisten aus der ganzen Welt haben sich nun der Detox-Kampagne angeschlossen, bei Outdoor-Firmen wie Haglöfs, The North Face und Mammut an die Tür geklopft und auf die Gefährlichkeit der PFC-Chemikalien und möglichen Alternativen hingewiesen.

Schweden, Stockholm, 22. Februar 2016: auch in Schweden setzten sich die Greenpeace Aktivisten für einen Ausstieg der Outdoorbranche aus der PFC Produktion ein. © Greenpeace

Der Outdoor-Firma Mammut statteten sie einen längerer Besuch ab. Denn trotz mehreren Gesprächen mit Greenpeace und Protesten von über 100’000 Outdoor-Fans wollte Mammut PFC nicht aus der Produktion verbannen. Das obwohl Mammut angibt «von und für die Natur zu leben».

Rund 15 Greenpeace-Aktivisten aus sechs verschiedenen Ländern wollten dies so nicht stehen lassen und richteten auf dem Dach des Firmenhauptsitzes ein Basislager ein — den Verhandlungstisch haben sie gleich selber mitgebracht. Vor Ort wurde für die Angestellten von Mammut Kuchen gebacken, Kaffee und Suppe gekocht und vor dem Haupteingang des Firmensitzes zu einer PFC-Infoshow eingeladen wo über die Kampagne und Alternativen zu PFC diskutiert wurde.

Schweiz, Seon, 17. Februar 2016: 15 Greenpeace-AktivistInnen aus sechs Ländern haben an der Fassade des Mammut-Hauptsitzes Biwak angebracht. Die AktivistInnen laden den Konzern ein, am mitgebrachten Verhandlungstisch gemeinsam eine Lösung für den Ausstieg aus der schädlichen PFC Produktion zu finden und ein Detox-Commitment zu unterzeichnen. © Flurin Bertschinger / Ex-Press / Greenpeace

Siehe da: Mit Charme und Suppe haben unsere Aktivisten es tatsächlich geschafft, Mammut zu einem Gespräch zu bewegen und mit ihnen Lösungen für die hochproblematischen PFC-Anwendungen zu besprechen.

Alle Jahre wieder

Kommenden Monat jährt sich das Reaktorunglück von Fukushima zum 5. Mal. Unser Atom-Kampaigner Florian Kasser ist an Bord der Artic Sunrise. Das Schiff ist vor Japans Küste unterwegs. Gemeinsam mit Greenpeace-MitarbeiterInnen aus Japan, Belgien, Deutschland und der Schweiz untersucht er die Kontamination des Meeresbodens. Angst, Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit bestimmten die Gefühle der Havarie damals. Und heute? Sind wir erstaunlich gelassen.

Messungen an Board der Arctic Sunrise. © Cornelia Deppe-Burkhardt / Greenpeace

Gerade erst um den Jahreswechsel herum sorgten Atomkraftwerke in Belgien zum wiederholten Mal für Probleme: Im Kraftwerk Tihange brannte es, ein Reaktor schaltete sich am 2. Januar selbst ab, nachdem er erst drei Tage zuvor raufgefahren worden war. Am ersten Weihnachtstag war bereits einer der Reaktoren in Doel wegen eines Wasserlecks abgeschaltet worden. Rund 13’000 Risse wurden bei einem dritten Reaktor in Doel gezählt. Die veralteten Meiler liegen gerade mal 700km von der Schweiz entfernt und die Folgen eines Reaktorunfalls beträfe ganz Europa. Unverständlich, dass unser Nachbar Frankreich munter weiter in die Atomenergie investiert und in Flamanville sogar einen neuen Reaktor aus dem Boden stampft. Dabei wurden allerdings bei einer behördlichen Inspektion schwerwiegende Unregelmässigkeiten in der Zusammensetzung des Stahls des Reaktorgehäuses festgestellt.

Obwohl die französische Regierung einen Ausbau der Erneuerbaren Energien verspricht, kann sie sich nicht von der gefährlichen, teuren und überholten nuklearen Technologie distanzieren.

Gegen die Ausflüchte der Regierung protestierten Aktivisten bei Caen auf einer Strecke, auf der ein spezieller Konvoi unterwegs ist: Dieser soll einen Deckel für das im Bau befindende Reaktorgehäuse für Flamanville-3 liefern — obwohl selbst Mindestanforderungen an die Sicherheit der Anlage nicht erfüllt sind.

Frankreich, Caen, 12. Februar 2016: Greenpeace Aktivisten blockieren einen LKW mit Ladung für das Atomkraftwerk Flamanville. © Nicolas Chaveau / Greenpeace