Nach einem staubig-heissen Spätsommer kam der leuchtend bunte Herbst im Schnelldurchzug. Die ersten Blätter fallen schon von den Bäumen, und wir blicken zurück auf eine bunte Mischung von Aktionen weltweit.
Alle haben sie etwas gemeinsam: Sie begründen sich auf Solidarität. Dass Solidarität vieler mit einer Sache auch die grössten Giganten in die Knie zwingen kann, zeigt das jüngste Beispiel: der britisch-niederländische Mineralölkonzern Royal Dutch Shell. Als dieser im Mai dieses Jahres von der US-Behörde die Bewilligung für Offshore-Ölbohrungen vor der Nordwestküste Alaskas erhielt, rief dies einen weltweiten, heftigen Protest hervor. Greenpeace kommentierte die Entscheidung als „nicht nachvollziehbar“ und bildete eine Opposition gegen die Ausbeutung der Arktis. Mit offensichtlichem Erfolg: Über 7 Millionen Menschen unterschrieben für den Schutz der Arktis. Der monatelang ungebrochene Protest weltweit (Greenpeace berichtete) gipfelte im September schliesslich im Rückzug Shells aus der Arktis. Shells Begründung: zu teuer, nicht ausreichend erfolgversprechend und unsichere politische Rahmenbedingungen. «Ein riesiger Sieg für die Arktis und all die Millionen Menschen, die sich gegen Shell gewehrt haben; und es ist ein Desaster für Shell und alle anderen Ölfirmen», so Kumi Naidoo, Geschäftsleiter Greenpeace International. Nächstes Ziel: ein Schutzgebiet in den internationalen Gewässern um den Nordpol.
„Draussen zu Hause“ lautet der Slogan des bekannten Outdoorherstellers Jack Wolfskin. Was nach Naturverbundenheit klingt, ist ein wahr gewordener Alptraum: Funktionskleidung wird mit PFC (per- und polyfluorierten Chemikalien) wasserdicht gemacht. Greenpeace-Expeditionen konnten weltweit PFC-Rückstände in der Natur nachweisen. PFC-Chemikalien bauen sich nur sehr langsam ab, reichern sich an und können gesundheitsschädlich sein. Darum hat Greenpeace eine Kampagne lanciert, in der wir alle an unseren Lieblingshersteller eine gemeinsame Frage stellen: Produziert Ihr Unternehmen Outdoorkleidung mit PFC?
Nicht alle Aktionen sind so gross wie die Detox- oder Anti-Shell-Bewegung, gemeinsam haben sie aber alle eins: Sie sind solidarisch, bunt und kreativ. So liessen Aktivisten in Südafrikas Regierungsstadt Pretoria als Sinnbild der veralteten und risikoreichen Atomenergie ein Trojanisches Pferd durch die Strassen zum Regierungssitz rollen. In Mexiko blickten Aktivisten förmlich durch die Bildröhre, luden zum E-Zombie-Walk und machten somit auf das schlechte Management von Elektroschrott in Mexiko aufmerksam. Ganz im Zeichen der beliebten Ninja-Schildkröte stehen die Aktivisten Australiens — rund 30 000 Menschen unterzeichneten eine Petition zur Verhinderung von Kohleförderung im Galilee-Becken.
Wir blicken auf einen in vielerlei Hinsicht goldenen Herbst zurück und wünschen uns einen glanzvollen Winter, der die Arbeit unserer Aktivistinnen und Aktivisten auf der ganzen Welt belohnt.