Protestmärsche gegen Pestizidkonzerne, eine Sorgfaltsprüfungspflicht für alle Schweizer Unternehmen oder die Effekte des Klimawandels auf die Meeresbewohner: hier finden Sie interessante Neuigkeiten zu unseren Kampagnen sowie Wissenswertes rund um den Umweltschutz in Kürze. Dazu Tipps zu den besten Filmen, Büchern und Veranstaltungen der nächsten Wochen.

Verantwortungslos: USA vergeben Bohrlizenz in der Arktis

Shell bohrt noch diesen Sommer vor Alaska nach Öl. Der niederländisch-britische Ölkonzern schielt schon länger auf die Ölvorkommen in der Arktis. Erschreckenderweise hat die Regierung der USA den Plänen nun grünes Licht erteilt. Vor drei Jahren kam es bei Shells Erkundungsbohrungen zu mehreren schweren Pannen und Unfällen vor der Küste Alaskas. Danach musste der Konzern seine Probebohrungen für zwei Jahre aussetzen. Die Pannenserie des Konzerns zeigt, wie gefährlich seine Arktispläne sind. Die jetzt erteilte Bewilligung ist deshalb nicht nachvollziehbar. Sollte Shell in der Tschuktschensee Öl finden, schätzt selbst die US-Regierung die Wahrscheinlichkeit für einen oder mehrere schwere Unfälle im vorgesehenen Förderzeitraum von 51 Jahren auf satte 75 Prozent. Im April hatten Greenpeace-Arktisschützer aus den USA, aus Deutschland, Neuseeland, Australien, Schweden und Österreich Shells Pläne öffentlich angeprangert. Sie besetzten tagelang die 38 000 Tonnen schwere Bohrinsel «Polar Pioneer». Am 30. Juni haben in Zürich Greenpeace-ArktischützerInnen 10 Shell-Tankstellen besetzt, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass zukünftig Öl aus der Arktis aus unseren Zapfsäulen sprudeln könnte.

© Regru Wädenswil

Hunderttausende gegen Pestizidkonzerne

Es waren bunte, fröhliche und friedliche Protestumzüge: Weit über 3000 Menschen — darunter viele Greenpeace-Freiwillige — gingen am 23. Mai in Basel, Bern und Morges am Marsch gegen Monsanto für eine ökologische Landwirtschaft ohne Pestizide, Gentechnik und Patente auf die Strasse. In Basel stand vor allem der ortsansässige Konzern Syngenta im Mittelpunkt der kreativen Proteste. Der US-Konzern Monsanto wollte den Schweizer Konzern übernehmen. Eine Fusion würde zu einer noch grösseren Marktmacht des grössten Pestizidherstellers der Welt führen. Wie nun am 27. August bekannt wurde, hat Monsanto sein Angebot für den Moment zurück gezogen. Der «March against Monsanto» fand weltweit in über 40 Ländern und 400 Städten statt und trieb Hunderttausende auf die Strasse. Sie forderten einen nachhaltigen Ausweg aus den Hungerkrisen, mehr Demokratie und Transparenz sowie eine globale Konzernverantwortung. Der Marsch gegen Monsanto hat seinen Ursprung in Kalifornien, wo der Agromulti im November 2012 mit einer 8 Millionen teuren Politkampagne die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln verhinderte. Mehr Infos unter www.march-against-monsanto.com.

Klima-Allianz sammelt über 100 000 Unterschriften

Ende Mai hat die Klima-Allianz, der auch Greenpeace angehört, der Bundeskanzlei 107 765 Unterschriften für eine ambitioniertere und gerechtere nationale Klimapolitik übergeben. Die Unterzeichnenden wollen zu hundert Prozent erneuerbare Energien bis 2050 und einen klaren Plan für den Ausstieg aus den fossilen Energien. Im Herbst berät das Parlament im Rahmen der Energiestrategie 2050 die Förderung der erneuerbaren Energien. Diese darf nicht wegen kurzsichtiger wirtschaftlicher Argumente beschnitten werden. Denn wie die Analysen der Klimawissenschaftler weltweit zeigen, dürfen spätestens ab 2070 keine schädlichen Klimagase wie CO2 mehr in die Umwelt gelangen. Als wohlhabendes Land muss die Schweiz diesen Schritt schon einiges früher vollziehen und zusätzlich Entwicklungsländer beim Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen.

© George Nikitin / Greenpeace

Das Internet ist noch nicht erneuerbar

Welche Technologiekonzerne nutzen erneuerbare Energien für ihre Rechenzentren? Dieser Frage geht der «Click Clean Report» von Greenpeace USA nach. Von insgesamt 17 untersuchten Unternehmen erhielt Apple mit 100 Prozent die Bestnote. In den Jahren zuvor war Apple wegen seiner schmutzigen iCloud noch scharf kritisiert worden, jetzt hat der IT-Konzern reagiert: Die Infrastruktur in den USA wird mittlerweile zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben, global sind es 87 Prozent. In China will Apple in naher Zukunft ein riesiges Solarkraftwerk bauen. Weitaus schlechter schliessen andere Konzerne ab. Auf Rang zwei folgt Yahoo mit einer Wertung von 73 Prozent — das Unternehmen nutzt auch Erdgas, Atomkraft und reichlich Kohle. Auf Platz drei und vier landeten Facebook und Google (49 bzw. 46 Prozent). Microsoft kommt auf 39 Prozent, Rackspace und IBM landeten mit 25 Prozent auf Rang 6, gefolgt von Salesforce und Amazon mit jeweils mickrigen 23 Prozent.

© Greenpeace / Mitja Kobal

Ölteppich für Aktionäre

Der österreichische Ölkonzern OMV will in insgesamt sieben Gebieten an der kroatischen Adria Öl und Gas fördern. Einige Gebiete liegen direkt vor der historischen Stadt Dubrovnik oder in unmittelbarer Nähe von Nationalparks. Die Bohrplattformen sollen lediglich zehn Kilometer vor der Küste und nur sechs Kilometer von Inseln entfernt zu stehen kommen. Mit der geplanten Ölförderung bedroht OMV den Tourismus, den wichtigsten Wirtschaftszweig Kroatiens, und ein sensibles Ökosystem. Um auf die drohende Verschmutzung von Meer und Küste aufmerksam zu machen, demonstrierten Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten aus Österreich und Kroatien Mitte Mai vor der Aktionärsversammlung in Wien. Sie empfingen die Aktionäre ölverschmiert in Badekleidung, mit einem schwarzen Teppich und Protestplakaten. Ende Juli 2015 gab der OMV bekannt, dass er aus dem Bohrprojekt aussteigt. Die anderen Ölkonzerne müssen diesem Beispiel folgen.

© Energiewendefestival

Vernetzen für eine nachhaltigere Welt: das Energiewendefestival

Das Energiewende-Festival 2015 findet vom 29.8 bis zum 8.9. in Rubigen bei Bern statt. Das von verschiedenen Organisationen getragene Festival will in erster Linie das Engagement von Menschen fördern, die sich für eine umweltverträgliche und gerechte Gesellschaft einsetzen, indem es Raum für gegenseitige Weiterbildung, Befähigung und Vernetzung bietet. Weitere Informationen unter www.energiewendefestival.ch.

© Jan Grarup / Noor / Greenpeace

Strahlengefahr durch marode Schutzhülle und Waldbrände

Am 26. April brach in der Nähe der AKW-Ruine Tschernobyl der schwerste Waldbrand seit 1992 aus — genau am Jahrestag der Atomkatastrophe von 1986. In der 30-Kilometer-Sperrzone um den zerstörten Reaktor waren rund 300 Helfer im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Doch brennender Torf ist sehr schwer zu löschen. Mit dem Rauch könnten erneut radioaktiv verseuchte Russpartikel in die Atemluft gelangt sein, sich im Boden, auf Feldern und Pflanzen abgela-gert haben und so auch in die Nahrung gelangt sein — je nach Wetterlage auch grenzüberschreitend. Aus früheren Waldbränden bei Tschernobyl wurde zum Beispiel in der Türkei Radioaktivität nachgewiesen. Also ist nicht nur der zerstörte Reaktor selber durch solche Feuer zusätzlich gefährdet, auch Boden und Vegetation um das AKW sind seit dem Super-GAU schwer kontaminiert. Ausser radioaktivem Cäsium-137 und Strontium-90 ist dort auch Plutonium-239 zu finden. Wald- und Torfbrände sind in der Gegend von Tschernobyl keine Seltenheit. Inzwischen droht der Sarkophag, der den havarierten Reaktor schützen soll, zusammenzubrechen; eine neue Schutzhülle ist im Bau und kann frühestens 2017 fertiggestellt werden — zehn Jahre später als geplant. Die Gefahr, dass der marode Sarkophag vorher einstürzt, ist gross — das zeigt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie. Die Hülle wird voraussichtlich über 2 Milliarden Euro kosten, wovon 615 Millionen noch nicht finanziert sind. Auch für den Rückbau des Reaktors fehlen bislang Konzepte und Gelder.

Schweizer Multis in die Pflicht nehmen

Immer wieder sind Schweizer Konzerne im Ausland — vor allem in der Dritten Welt — in Skandale um Raubbau an der Natur und Menschenrechtsverletzungen verwickelt. Juristisch sind sie dafür kaum zu belangen. Bundesrat und Parlament waren bisher nicht bereit, rechtlich verbindliche Verhaltensnormen für Unternehmen mit Sitz in der Schweiz zu formulieren. Das will eine Koalition von 66 Nichtregierungsorganisationen, der auch Greenpeace angehört, nun ändern: Mit ihrer Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Konzerne — zum Schutz von Mensch und Umwelt» (Konzernverantwortungs-initiative) wollen sie in der Schweiz eine Sorgfaltsprüfungspflicht für alle Schweizer Unternehmen gesetzlich verankern. Diese umfasst eine Risikoabschätzung vor Ort, Massnahmen zur Vermeidung und Beendigung allfälliger Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden sowie eine umfassende Berichterstattung. Die Sorgfaltsprüfungspflicht, die sich auf alle Geschäftsbeziehungen einer Firma erstrecken soll, orientiert sich an den Leitprinzipien der UNO.

Die Initiative möchte zudem gesetzlich verankern, dass Schweizer Unternehmen, welche die Sorgfaltspflichten nicht beachten, für den Schaden haften, den die von ihnen kontrollierten Unternehmen aufgrund der Verletzung von Menschenrechten oder internationalen Standards zum Schutz der Umwelt verursacht haben.

Zwei Beispiele zeigen die Notwendigkeit der Initiative besonders deutlich: An einem Augustmorgen im Jahr 2009 fühlten sich Zehntausende von Menschen in Abidjan (Côte d’Ivoire) plötzlich krank. Sie litten an Übelkeit, Brechreiz, Kopfschmerzen, Hautreizungen und Atemproblemen. Was sie nicht wussten: In der Nacht hatte der Frachter Probo Koala im Auftrag des damaligen Schweizer Konzerns Trafigura illegal 500 Tonnen Giftmüll an mindestens 18 verschiedenen Stellen deponiert. Die Firma musste in der Côte d’Ivoire nie dafür geradestehen.

Als im Mai 2011 Sicherheitskräfte in Yalisika (Demokratische Republik Kongo) schwere Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung begingen, war auch ein Schweizer Konzern involviert: Die damalige Danzer-Tochter Siforco hatte ihr Versprechen nicht gehalten, die Menschen für die Abholzung des Urwalds mit dem Bau einer Schule und eines medizinischen Zentrums zu entschädigen. Dies löste einen Konflikt zwischen den Dorfbewohnern und der Firma aus. Die in der Folge eintreffenden Polizei- und Militärkräfte misshandelten Bewohner und vergewaltigten Bewohnerinnen des Dorfes, verursachten Sachschäden und nahmen willkürlich 16 Personen fest. Der Konzern übernahm erst Verantwortung, nachdem die Vorkommnisse international geächtet worden waren und er in der Folge seine FSC-Qualitätszertifizierung vorübergehend verloren hatte.

Insbesondere in Entwicklungsländern ist der Staat oft nicht in der Lage, den Schutz von Mensch und Umwelt gegenüber den Aktivitäten international tätiger Konzerne zu garantieren. Zahlreiche multinationale Unternehmen sind in der Schweiz beheimatet. Pro Kopf der Bevölkerung weist unser Land weltweit die höchste Dichte an international tätigen Firmen auf und ist die Nummer zwei, was Direktinvestitionen im Ausland betrifft.

Mehr Infos und Unterschriftenbögen: http://konzern-initiative.ch/

© Nicolas Fojtu

Papierkonzern will keinen Regenwald mehr roden

Nach einer jahrelangen Kampagne von Greenpeace und anderen Organisationen der Zivilgesellschaft hat der weltweit zweitgrösste Papier- und Zellstoffkonzern APRIL in Indonesien verkündet, keine Regenwälder mehr zu roden. Die Abholzung für Zellstoff, Papier und Palmöl ist eine der Hauptursachen für die hohen Treibhausgasemissionen in Indonesien sowie für die Zerstörung der Heimat indigener Völker und seltener Tierarten. APRIL hat anfangs Juni einen detaillierten Plan vorgelegt, wie sie ihre Versprechen in die Tat umzusetzen wollen. Inzwischen haben sich bereits einige der grössten Palmölkonzerne zu einem Stopp der Waldzerstörung verpflichtet. Trotzdem schwinden die Regenwälder des Inselstaats weiter. Greenpeace fordert deshalb auch von der Regierung umgehend Massnahmen, um Wälder und Menschen besser zu schützen. Dazu gehören rechtliche Reformen, eine bessere Implementierung der Gesetze und die Bekämpfung der Korruption. Gleichzeitig müssen sich die Investoren aus dem Abholzungsgeschäft zurückziehen: Auch die Schweizer Bank Credit Suisse vergab APRIL Kredite in Millionenhöhe bevor sich APRIL zu einem Entwaldungs-Stopp verpflichtete.

In Kürze

© Trigon Film, The 2050 Group

Filme für die Erde

Am 18. September findet bereits die fünfte Ausgabe des Filmfestivals «Filme für die Erde» statt. In insgesamt 15 Deutschschweizer Städten werden sechs ausgewählte Filme zum Thema Nachhaltigkeit synchron gezeigt. Hauptort des Festivals ist Winterthur. Zwei Filme feiern dabei Premiere: «10 Milliarden» von Valentin Thurn geht der Frage nach, wie sich die Weltbevölkerung im Jahr 2050 ernähren könnte. Der Regisseur spricht mit Vertretern der Industrie und mit Landwirten, er trifft Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten und besucht Laborgärten und Fleischfabriken. «The True Cost» geht auf Tuchfühlung mit der Bekleidungsindustrie: Seit Jahrzehnten sinken die Konsumentenpreise für Kleidung, während die Produktionskosten und der Preis, den die Umwelt bezahlt, dramatisch steigen.

Mehr Informationen zu Festivalorten, Spielzeiten und Reservationen auf www.filmefürdieerde.org.

© Paul Hilton / Greenpeace

Fische ziehen in kühlere Gegenden um

Korallen und Fische können sich schlechter an den Klimawandel anpassen, als bisher angenommen wurde. Dies berichten amerikanische und deutsche Forscher in der aktuellen Ausgabe von «Science». Die Wissenschaftler haben untersucht, wie Meeresbewohner in der Nähe des Äquators auf steigende Wassertemperaturen reagieren. Wird das Meer wärmer, sinkt sein Sauerstoffgehalt. Gleichzeitig brauchen Fische in einer wärmeren Umgebung mehr Sauerstoff. Sie weichen deshalb in tiefere oder kühlere Regionen aus. Die Wissenschaft geht davon aus, dass zahlreiche Meeresbewohner — insbesondere im sauerstoffarmen Pazifik — künftig in die sauerstoffreichen Polarmeere abwandern und dort schwächere Arten verdrängen werden.

© Fred Dott / Greenpeace

Grösstes Süsswasser-Reservoir bedroht

Anfang Juni haben 15 000 Menschen gegen den Bau des Nicaragua-Schiffskanals protestiert. Mit dem Bau der Wasserstrasse wurde Ende 2014 begonnen. Für Mensch und Umwelt ist das Projekt katastrophal: Es drohen bis zu 30 000 Zwangsumsiedlungen, das Abholzen von Regenwäldern und die Zerstörung des Nicaraguasees, des grössten Süsswasserreservoirs in Zentralamerika. Mehrere nahegelegene Schutzgebiete sind ebenfalls bedroht. Inzwischen sind allein von indigenen Bevölkerungsgruppen 30 Klagen eingegangen. Ein Kritikpunkt ist unter anderem die ausgebliebene Konsultation der Betroffenen. Gegen den Kanal protestieren ausserdem zahlreiche Bauern, die durch das Projekt ihre Felder verlieren. Sie werden von Umweltschützern, Menschenrechtlerinnen und Oppositionspolitikern unterstützt. Die neue Wasserstrasse in Nicaragua soll dem Panamakanal Konkurrenz machen, der seit über hundert Jahren in Betrieb ist und gerade für mehr und grössere Schiffe erweitert wird. HKND, die chinesische Betreibergesellschaft des Nicaragua-Kanals, will die 278 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Pazifischen Ozean und der Karibik bis 2019 fertigstellen.

© Gordon Welters / Greenpeace

Weltweit zu hohe Konzentration

Deutsche Forscher haben weltweit 2500 Gewässer in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen untersucht und dabei fast überall zu hohe Giftkonzentrationen festgestellt. Die Situation ist in Ländern mit entwickelten Umweltstandards kaum besser als in Staaten mit niedrigeren Standards. In über 40 Prozent der Fälle, in denen Insektizide im Wasser nachgewiesen wurden, lag die Konzentration höher als erlaubt. Bei Gewässern ohne Richtwerte waren über 80 Prozent der Messwerte inakzeptabel hoch. In mehr als 80 Prozent der rund 4000 Proben entdeckten die Forscher Giftcocktails, die bis zu 31 verschiedene Pestizide gleichzeitig enthielten. Die Forscher sprechen von schockierenden Ergebnissen. Spritzmittel kommen rund um den Globus zum Einsatz.Der weltweite Pflanzenschutz-Umsatz wird auf 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Forscher raten, zur Schädlingsbekämpfung künftig vermehrt auf biologische Methoden zu setzen.

Kritik trägt erste Früchte

USA und EU verhandeln derzeit hinter verschlossenen Türen über das neue Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership). Eines der umstrittenen Ziele: Europäische Lebensmittelstandards sollen den Profiten US-amerikanischer Konzerne künftig nicht mehr im Weg stehen. So könnte zum Beispiel das Importverbot für mit Chlor desinfiziertes Hühnerfleisch fallen. Auch die in Europa stockenden Zulassungsverfahren und die strengere Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Lebensmittel sind Konzernen wie Monsanto ein Dorn im Auge. Die Kritik am undemokratischen und weitreichenden Abkommen ist breit: Bis jetzt wurden bereits über 2 Millionen Unterschriften gegen TTIP gesammelt und Zehntausende gingen in ganz Europa auf die Strasse. Nun zeigen die Proteste erstmals Wirkung: Das europäische Parlament hat zuerst die Verabschiedung einer wichtigen Resolution bis auf Weiteres vertagt, weil über zweihundert Änderungsanträge eingereicht wurden. Die Kritik richtet sich gegen die geplanten Schiedsgerichte: Konzerne könnten damit Staaten auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen, wenn ihr zukünftiger Profit von politischen Entscheidungen negativ beeinflusst wird. So könnten Konzerne im Extremfall bestimmen, ob ein Staat aus der Kernkraft aussteigen darf, oder es ihm verunmöglichen, Gentechnikproduktezu verbieten. Die Kritiker fordern von der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten, die Verhandlungen gänzlich zu stoppen. Die Schweiz verhandelt nicht direkt mit, das SECO klärt aber einen Beitritt zu dem Abkommen.

Am 08. Juli 2015 haben sich die Abgeordneten des europäischen Parlaments mit 436 zu 241 Stimmen grundsätzlich für das Freihandelsabkommen ausgesprochen.

© Greenpeace / Michael Amendolia

Dem Tauchparadies geht es schlecht

Ein neuer Bericht der Queensland-Behörde widerspricht dem der australischen Regierung: Die Wasserqualität im Unesco-Weltnaturerbe Great Barrier Reef ist nicht wie von der Regierung behauptet gestiegen. Das ist brisant, weil Australien die Förderung von Kohle in Küstennähe plant — gegen den breiten Widerstand der lokalen Bevölkerung, der Tourismusindustrie und von Umweltschützern. 2013 erteilte die australische Regierung den beiden indischen Konzernen GVK und Adani Group grünes Licht für die Erweiterung des Kohlehafens Abbot Point in der Nähe des Riffs — das damit zum grössten Kohlehafen der Welt würde. Adani braucht den Hafen zur Erschliessung einer neuen Kohle-Megamine, der Carmichael coal mine.

Die Kohle-Expansionspläne gefährden das Riff kurzfristig durch die Ausbaggerung des Meeresbodens und mittelfristig durch die Verschmutzungsgefahr und die Anheizung des Klimawandels. Kohle verursacht die höchsten CO2-Emissionen aller fossilen Energieträger. Im Schutzgebiet sollen zudem mehrere Millionen Tonnen Meeresboden ausgebaggert werden, um den Zugang zu den Häfen zu erleichtern. Das Great Barrier Reef erstreckt sich über eine Länge von 2300 Kilometern und ist bis zu 300 Kilometer von der Küste entfernt. Seine Gesamtfläche ist mit derjenigen Deutschlands vergleichbar und sein Alter beträgt über 600 000 Jahre. Es ist von blossem Auge aus dem Weltall zu sehen und gilt als achtes Weltwunder.

Update: Teilerfolg vor Bundesgericht siehe www.greenpeace.ch/reef