Dürren, Orkane, Taifune und Wirbelstürme, das sind katastrophale Auswirkungen des Klimawandels. Auch die Schweiz ist davon betroffen, doch sie steht auch in der Pflicht: Reiche Industrieländer haben ihren Wohlstand zu einem grossen Teil der übermässigen Nutzung der Atmosphäre zu verdanken. Nun wird es Zeit zu zeigen, dass ein Leben ohne fossile Energien möglich ist.
Um die Welt und damit auch die Schweiz vor katastrophalen Klimafolgen zu schützen, müssen wir innert weniger Jahrzehnte aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen. Bis zu einer Substitution durch erneuerbare Energien müssen wir clever und äusserst sparsam mit Erdöl, Gas, Benzin, Diesel und Kerosin umgehen. Nur so kann der Ausstoss von Treibhausgasen — allen voran von CO2 — massiv reduziert werden.
Das erklärte Ziel der Staatengemeinschaft ist die Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 2 °C gegenüber den vorindustriellen Werten um 1850. Auch die Schweiz hat sich diesen 2 Grad als Maximum zum Ziel gesetzt. Bei einer stärkeren Erwärmung wäre mit schlimmen Konsequenzen für Lebewesen und Ökosysteme zu rechnen, daran lässt die Wissenschaft keinen Zweifel. Der Meeresspiegel würde um bis zu 1,5 Meter steigen, Städte wie New York und Bangkok würden überschwemmt, Italien, Spanien und Griechenland zu Wüsten und Europa würde jeden Sommer von einer Hitzewelle heimgesucht, aber auch von heftigen Regenstürmen.
Schon heute lassen sich — mit einem global gemittelten Temperaturanstieg von 0,85 °C — katastrophale Auswirkungen überall auf der Welt feststellen: noch nie da gewesene Wetterereignisse wie die Dürren in Indien, Äthiopien und der Sahelzone, Orkane, Taifune und Wirbelstürme, die weite Gebiete zerstören und Tausenden Menschen das Leben kosten.
Auch die Schweiz ist betroffen. Weil die Sommer während der letzten 50 Jahre rund 2,5 °C und die Winter rund 1,5 °C wärmer geworden sind, schmelzen die Gletscher, die Schneefallgrenze steigt und gefährlich starke Niederschläge nehmen zu. Schweizer Klimaforscher errechneten, dass wir in diesem Jahrhundert jedes zweite Jahr mit einer Hitzewelle der Dimension von 2003 rechnen müssen, falls die Klimaerwärmung nicht eingedämmt wird. Jener Extremsommer gilt als eine der schlimmsten Hitzeperioden in der Geschichte Europas und kosteterund 70 000 Menschenleben mehr als ein gewöhnlicher Sommer.
Die gute Nachricht lautet: Wir haben die Möglichkeit und das nötige Know-how, um uns vollständig mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die Greenpeace-Studie «Energy[R]-evolution» zeigt, wie das gehen kann, desgleichen das kürzlich erschienene Buch «Kraftwerk Schweiz — Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft» von ETH-Professor Anton Gunzinger. Eins ist klar: Weitere fünf Jahre Klimapolitik ohne Reduktion der Emissionen können wir uns nicht leisten. Schaffen wir es hingegen, den weltweiten CO2-Ausstoss noch vor 2020 abzusenken und anschliessend kontinuierlich herunterzufahren, wäre eine Stabilisierung der Klimaerwärmung noch möglich.
Reiche Industrieländer wie die Schweiz stehen besonders in der Pflicht, denn sie haben ihren Wohlstand zu einem grossen Teil der übermässigen Nutzung der Atmosphäre zu verdanken — wir haben immer schon mehr beansprucht, als uns fairerweise zugestanden wäre. Industriestaaten haben aber auch die Mittel, ihren CO2-Ausstoss dank moderner Technologien innert Kürze zu reduzieren und zu zeigen, dass ein Leben ohne fossile Energien möglich ist. Sie müssten ihr Know-how allerdings auch den Drittweltländern zur Verfügung stellen, die ihre wirtschaftliche Entwicklung aus Klimaschutzgründen nicht mehr auf billigen fossilen Ressourcen gründen können. An der Klimakonferenz in Paris wird es Ende 2015 darumgehen, einen fairen Verteilschlüssel für diese Verpflichtungen zu finden.