Die ungebremste Zerstörung des Amazonas-Regenwalds wird durch die derzeit wütenden und verheerende Brände angeheizt. Auch die Schweiz trägt Verantwortung für diese Katastrophe. Eine breite Allianz fordert deshalb Bund und Parlament dazu auf, die Schweizer Landwirtschaft ökologischer und tierfreundlicher zu gestalten.

Heftige Feuer verwüsten brasilianische Urwälder. Es sind die schwersten Feuer seit Jahren. Die Brände sind eine Katastrophe für das Klima, unmittelbar leiden auch die im Amazonas lebenden indigenen Völker. Die Schweiz muss ihren Teil der Verantwortung für die ungebremste Zerstörung des Amazonas-Regenwalds endlich übernehmen. Deshalb lanciert heute Donnerstag, am «Global Day of Action for the Amazon» (siehe Box), eine breit abgestützte Allianz die Petition «Stopp dem Import von umweltzerstörendem Futtermittel und Fleisch».

Die Allianz, bestehend unter anderem aus den Organisationen XR (Extinction Rebellion), Landwirtschaft mit Zukunft, Greenpeace Schweiz, der Klimastreikbewegung, der Gesellschaft für bedrohte Völker, Incomindios, SwissVeg und dem Swiss Indigenous Network, fordert mit ihrer Petition den Bundesrat und das Schweizer Parlament dazu auf, den Import von Futtermittel und Fleisch aus Ländern, bzw. Regionen, in welchen Primärwälder gerodet und Menschenrechte verletzt werden sowie die Umwelt nachhaltig geschädigt wird, sofort zu verbieten.

Riesige Waldbrände sind eine Klimakatastrophe

Im August verbrannten fast 2,5 Millionen Hektar Land im brasilianischen Amazonas-Gebiet, wie neue Daten des brasilianischen Instituts für Raumforschung (INPE) vom 3. September zeigen [1]. Die Zahl der Brände im Amazonas ist seit Beginn der Präsidentschaft von Präsident Bolsonaro um 111 Prozent gestiegen [2].

«Die Zerstörung des Waldökosystems nimmt in rasantem Tempo zu und hat grosse Auswirkung auf das Weltklima», sagt Dominik Waser von Landwirtschaft mit Zukunft. «Die Wissenschaft warnt vor dramatischen Folgen: Wenn weitere 20 Prozent der Waldfläche verloren gehen, könnte dies eine irreversible Kettenreaktion auslösen. So würde der Wasserhaushalt des Amazonas zusammenbrechen, und innert kürzester Zeit könnte das Amazonasbecken zur Savanne verkommen.» [3]

Waldbrände und Klimaerhitzung verlaufen in einem Teufelskreis: Mit zunehmender Zahl von Bränden steigen auch die Treibhausgasemissionen. Dies erhöht wiederum die Gesamttemperatur der Erde und begünstigt extreme Wetterereignisse, wie etwa intensive Dürrephasen. Neben den steigenden Emissionen trägt die Waldzerstörung direkt zu einer Veränderung der Niederschlagsmuster in betroffenen Gebieten bei.

Die Brände sind auch verheerend für die im Amazonas lebenden indigenen Völker. Sie verlieren auf tragische Art und Weise ihre Lebensgrundlagen, da sie auf ein intaktes Waldökosystem angewiesen sind.

Fleischkonsum heizt das Klima auf

Die meisten der Feuer werden absichtlich gelegt, um Weideland oder Ackerfläche zu gewinnen. Auf den Weideflächen werden Rinder gehalten und auf den Ackerflächen wird meist Soja angebaut. Auch die Schweiz importiert grosse Mengen an Soja – meist aus Brasilien. Und zwar nicht zur Produktion von Sojamilch und Tofu, sondern als Tierfutter. 2017 waren es alleine 290’000 Tonnen Soja aus Brasilien. «Die Nachfrage aus der Schweiz hat somit einen grossen Einfluss auf das Klima sowie die Lebensgrundlage der indigenen Völker», sagt Philippe Schenkel, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace Schweiz. «Wir fordern einen Umbau der Schweizer Landwirtschaft, sie muss tiergerechter und ökologischer werden. Die intensive tierische Produktion in der Schweiz, die nur dank dem importierten Futtermittel möglich ist, muss abgeschafft werden, und die Landwirtschaft muss wieder mit den einheimischen Ressourcen produzieren.»

Wandel ist gefordert

Der Schweizer (Fleisch-)Konsum und die Landwirtschaft verursachen also grossen externen Schaden. «Der Bund ist für die Ernährungssicherheit zuständig. Artikel 104a der Bundesverfassung verlangt unter anderem grenzüberschreitende Handelsbeziehungen, die zur nachhaltigen Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft beitragen. Es braucht deshalb klare Mindeststandards für ökologische und sozial nachhaltige Handelsbeziehungen», sagt Alexandra Gavilano von Extinction Rebellion und fossil-free.ch. «Die Abhängigkeit der Schweizer Landwirtschaft von importiertem Futtermittel ist zudem rasch zu reduzieren. Mittelfristig soll sich die Landwirtschaft den Gegebenheiten des Standortes Schweiz anpassen und ohne Importe von Futtermittel auskommen.»


SOS Amazonia

Heute Donnerstag, 5. September 2019, wird weltweit in unzähligen Städten der «Global Day of Action for the Amazon» begangen. Eine globale Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, für das Existenzrecht der indigenen Völker im Amazonas einzustehen und angesichts der verheerenden Waldbrände im Amazonas-Regenwald konkrete politische Massnahmen zu fordern. Zum «Global Day of Action for the Amazon» rufen weltweit die Vereinigung der Indigenen Völker Brasiliens (APIB), Amazon Watch und Extinction Rebellion auf.

In der Schweiz findet der «Global Day of Action for the Amazon» in Bern (Bundesplatz, 17:00 bis 19:00) und Zürich (Europaplatz/HB, 17:00 bis 19:00 Uhr) statt.

Der «Global Day of Action for the Amazon» ist in der Schweiz eine weitere Aktion der Solidarisierung mit den indigenen Völker im Amazonas. Bereits am 13. August hat Extinction Rebellion weltweit Forderungen an die brasilianische Regierung überbracht – in der Schweiz wurde das Schreiben der Brasilianische Botschaft in Bern übergeben.

Kontakte:

  • Philippe Schenkel, Landwirtschaftsexperte Greenpeace Schweiz, +41 78 790 52 84, [email protected]
  • Dominik Waser, Landwirtschaft mit Zukunft und Klimastreik, +41 79 313 98 02, [email protected]
  • Alexandra Gavilano, Extinction Rebellion und fossil-free.ch, +41 78 821 76 13, [email protected]

Quellen:

  • [1] Die exakte Zahl lautet: 24’944km2, publiziert auf der Website von INPE
  • [2] Zwischen dem 1. Januar und dem 31. August, verglichen mit der gleichen Periode im Jahr 2018, gemäss den Zahlen von INPE
  • [3] Amazon Tipping Point, Thomas E. Lovejoy and Carlos Nobre