Mitten im Herzen der Demokratischen Republik Kongo ergaunern sich internationale Holzfirmen gegen ein bisschen Salz und Bier jahrelange Einschlagsrechte im tropischen Regenwald. Die französische Schauspielerin Marion Cotillard begleitet Greenpeace in die Region Oshwe und wird Augenzeugin der Plünderung. Vor Ort trifft sie die betroffenen Menschen und berichtet im Videoblog von ihren Erlebnissen.
Aus erster Hand erfährt Marion Cotillard, wie hilflos die kleinen kongolesischen Gemeinden der Holzindustrie ausgeliefert sind. Der industrielle Holzeinschlag im Kongobecken funktioniert nach dem Prinzip Cut and Run (Abschlagen und Abhauen). Auf Kosten der Bevölkerung schlagen internationale Holzfirmen buchstäblich Profit aus dem Wald, bis er degradiert und wertlos ist. Soziale oder ökologische Belange finden in der Regel keine Beachtung. Sogenannte Cahiers de charge regeln die Gegenleistungen der Holzfirmen: ein regelrechter Glasperlenhandel um die Einschlagserlaubnis, bei dem sich die Gemeinden teilweise mit ein wenig Salz, Zucker und Bier zufriedengeben müssen.
Der neueste Greenpeace Report «Forest Reform in the Congo: Leaving people out» (Waldreform im Kongo: Menschen bleiben aussen vor) deckt auf, wie die Expansion der Holzindustrie die sozialen Konflikte vor Ort schürt. Die Holzfirmen schrecken auch vor brutalen Druckmitteln nicht zurück – im Fall der europäischen Edelholzfirma Sodefor sogar mit Todesfolge.
Weiterführende Informationen
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Publikation: Waldreform im KongoDownload-Seite
Der Greenpeace Report «Forest Reform in the Congo: Leaving people out»…
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Die Chronik des Verbrechens beginnt im Januar 2010: Dorfbewohner aus der Gemeinde Bokongo protestieren gegen die Machenschaften der Edelholzfirma Sodefor – eine Tochter der in Liechtenstein ansässigen Firma Norsudtimber (NST). Als eine der grössten im Kongo tätigen Holzfirmen unterläuft NST regelmässig die kongolesischen Gesetze: Erst kürzlich erhielt der Branchenriese entgegen des bestehenden Moratoriums neue Einschlagsflächen auf mehr als sieben Millionen Hektar Regenwald, einer Fläche doppelt so gross wie Belgien.
Die von Sodefor herbeigerufenen Polizisten nehmen die Protestanten fest. Nach eigene Aussagen werden die Dorfbewohner geschlagen, ausgepeitsch und in einen Container gesperrt. Nach dem über 200 km langenTransfer in die Bezirkshauptstadt Inongo werden sie unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt. Am 8. Februar werden die Gefangenen gesundheitlich schwer angeschlagen entlassen; ein Delegierter, der 72-jährige Georges Nkaka, stirbt am Tag nach seiner Freilassung an den Folgen der brutalen Gefängnisbehandlung.
Sodefor und andere Unternehmen rufen häufig das Militär oder die Polizei, um mit lokalen Kritikern umzugehen – manchmal mit tragischen Folgen. Dies ist nur ein Beispiel für die Gewalt und die Einschüchterungen, die regelmässig angewendet werden, um die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu unterdrücken. Es zeigt, dass jede Ausweitung der Abholzungsindustrie im Kongo sowohl soziale Konflikte als auch ökologische Zerstörung nur verschärfen. Nichtsdestotrotz scheint die kongolesische Regierung entschlossen zu sein, die Einschlagsrechte in naher Zukunft zu erhöhen. Institutionen wie die Weltbank fördern den erhöhten Holzeinschlag als Mittel zur Steigerung des BIP und der Steuereinnahmen der Demokratischen Republik Kongo (DRK) – aber diese Einnahmen finden nie den Weg zu den Dorfbewohner, deren Häuser und Existenzen durch die Abholzung bedroht werden.
Die Weltbank förderte im Jahr 2002 eine «Reform» der Kongo- Forstwirtschaft, um Legalität und Transparenz in dieser notorisch korrupten Industrie zu erhöhen. Acht Jahre später ist die «Reform» wenig mehr als ein Deckmantel für «business as usual»: industrielle Holzfirmen, fast alle von ihnen in ausländischem Besitz, plündern die kongolesischen Wälder ungestraft und verbuchen die Gewinne woanders.
Im Juni 2010 besucht die französische Schauspielerin Marion Cotillard die tropischen Regenwälder des Kongos. In acht Episoden berichtet sie im Videoblog von ihren Erlebnissen und Gesprächen mit den betroffenen Menschen vor Ort. Am Ende ist Marion Cotillard sicher: «Die einzige machbare Lösung ist die Unterstützung durch die reichen Nationen, um den Schutz der kongolesischen Wälder zu sichern. Es liegt im Interesse der Menschheit, diesen Schatz zu bewahren, die Überbleibsel der biologischen Vielfalt zu erhalten, den Klimawandel zu bekämpfen und zu gewährleisten, dass die Demokratische Republik Kongo eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung erfährt.»
Die komplette Serie findet sich mit englischer Untertitelung auf der Homepage von Greenpeace International. In Episode fünf und sechs trifft Marion Cotillard Betroffene, die ihr von der Ausbeutung durch die Holzindustrie berichten – und vom Fall Sodefor.
Episode 5: Etwas Salz und Seife
Episode 6: Gefangene der Armut
Die Menschenrechtsverletzungen, welche gegen George Nkaka und seine Mitstreiter aus dem Dorf Bandundu nach ihrem Protest gegen die Firma Sodefor begangen wurden, sind ein krasses Beispiel für das Ausmass der Gewalt, zu dem Holzfirmen fähig sind. Die Regierung der DRK und internationale Geldgeber, wie die Weltbank, müssen den Raubbau stoppen. Er ist nicht nur die grösste Bedrohung für die noch intakten Wälder des Kongo und für die biologische Vielfalt, sondern er ist eine enorme Quelle für Kohlenstoff-Emissionen, die zum Klimawandel beitragen, und wird zu mehr Menschenrechtsverletzungen und sinnlosen Tragödien, wie der Tod von George Nkaka, führen.
Marion Cotillard sah aus erster Hand das Vermächtnis, das die Holzfirmen hinterlassen haben: In einem Dorf ist rostende Ausrüstung alles, was nach jahrzehntelanger Abholzung in der Umgebung übrig geblieben ist. Die DRK braucht nachhaltige Entwicklung, die ökologisch verantwortungsvoll und sozial gerecht ist. Industrieller Holzeinschlag ist nicht die Antwort!