Europas Meere sind leer. Doch statt Überkapazitäten abzubauen, werden Flotten exportiert: Vor der Küste Westafrikas ziehen Europas größte Trawler täglich 300 Tonnen Fisch aus dem Wasser. Die Teller der einheimischen Fischer bleiben inzwischen leer.


Greenpeace hat mehrere Patrouillenfahrten vor der Küste Westafrikas durchgeführt.

Über 150 Schiffe aus der EU fischen derzeit in den Gewässern jener westafrikanischen Länder, welche zu den ärmsten der Welt gehören. Lokale Küstenfischer aus Mauretanien, Kapverden, Guinea oder dem Senegal spüren deutlich die negativen Auswirkungen der fremden Flotten in ihren Heimatgewässern: Massive Überfischung und schwindende Fischbestände rauben ihnen die Lebensgrundlage und gefährden ihre Ernährungssicherheit. Während noch vor 20 Jahren die Netze der traditionellen Pirogen-Fischer gut gefüllt waren, bringen sie heute von ihren zehntätigen Fischzügen auf offener See nur noch wenige Kilogramm Fisch nach Hause.

In Sichtweite zu ihren offenen Holz-Booten gehen vor allem Trawler aus Spanien, den Niederlanden oder Frankreich auf Beutezug – mit 140 Meter Länge die grössten der EU-Flotte. Ihre Riesennetze holen 250-300 Tonnen Fisch aus dem Wasser – pro Tag. Doch von diesem Fisch sieht die einheimische Bevölkerung, vor deren Küsten er gefangen wurde, nichts: Er wird direkt in EU-Häfen angelandet und landet auf unseren Tellern. Westafrika ernährt Europa.

Möglich machen dies so genannte «Fischerei-Partnerschaftsabkommen», wie sie in der Gemeinsamen Fischereipolitik der EUgeregelt sind. Eines dieser Fischereiabkommen hat die EU seit 1987 mit Mauretanien abgeschlossen: Es ermöglicht, dass 130 Schiffen aus 13 EU-Ländern in den Gewässern vor Mauretanien Krebse, Tintenfische, Thunfisch, Makrelen, Seehecht und andere bodenlebende Arten fangen. Zwischen 2006 und 2010 zahlte die EU 378 Mio. Euro für Fischereirechte an Mauretanien. Damit ist es eines der größten Fischereiabkommen der europäischen Union.

Mit der anstehenden Reform der europäischen Fischereigesetzgebung bis Ende 2012 bietet sich derzeit die einmalige Chance, die Fischereiabkommen der EU neu zu gestalten: In Zukunft muss gewährleistet sein, dass Überfischung, Umweltzerstörung sowie soziale und ökonomische Schäden für Küstenfischer – nicht nur in Westafrika – verhindert werden.

Im Rahmen einer Europareise brachte Greenpeace im Mai 2011 westafrikanische Fischer und politische Entscheidungsträger zusammen, um eine Diskussion über die negativen Folgen der Überfischung zu eröffnen. Zwei Fischer aus Mauretanien und dem Senegal waren auch zu Besuch in Wien und berichteten u.a. im Parlament von ihren persönlichen Erfahrungen mit den EU-Fernflotten, die vor ihrer Haustür den Fisch plündern.

 

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