Die aktuelle Situation in Japan wirft Fragen, auch in Bezug auf die Sicherheit in der Schweiz auf.
Das AKW Mühleberg: vom selben Hersteller wie der Block 1 des japanischen AKW Fukushima 1.
© Greenpeace
Sind die Atomkraftwerke in der Schweiz erdbebensicher?
Hundertprozentig erdbebensichere AKW gibt es nicht. Beim der Planung einer Anlage versuchen Ingenieure und Geologen die Risiken eines Standortes abzuschätzen. Einer der Aspekte ist dabei die Erdbebengefährdung. Dies wurde in der Schweiz gemacht – und natürlich auch in Japan. Doch in den 60er- und 70-Jahren schätzte man die Risiken zu niedrig ein. Die neuen Grundlagen für die Schweiz aus dem Jahre 2007 stufen die Gefahren um 25 Prozent höher ein als zuvor.
Bis zu welcher Erbebenstärke sind Schweizer AKW sicher?
Nach Angaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheits-Inspektorats (ENSI) sollten die Schweizer Atomkraftwerke einem Beben der Stärke 7 widerstehen. Beim AKW Mühleberg basieren die Berechnungen zur Erdbebensicherheit auf dem grössten bis anhin bekannten Beben der Schweiz vor über 600, teilte der Energiekonzern mit. Dieses Beben in der Region Basel hatte in etwa die Stärke 7. Ursprünglich was Mühleberg aber lediglich für eine Beben der Stärke 5 gesichert.
Gibt es in der Schweiz Atomkraftwerke vom Typus, der in Japan explodiert ist?
Die AKW von Mühleberg und Leibstadt wurden von General Electric konzipiert und gebaut, dem gleichen Hersteller, der Fukushima 1 konstruiert hat. Mühleberg wurde sogar zur selben Zeit gebaut wie der Block 1 des AKW Fukushima 1, und die beiden Reaktoren sind auch etwa gleich gross.
Decken Versicherungen Schäden aus Atomkatastrophen?
Wer das „Kleingedruckte“ seiner Hausrat- und Gebäudeversicherung liest, wird meist einen Passus finden, der besagt, dass „bei Veränderung der Atomstruktur“ die Haftung ausgeschlossen ist. Lebensversicherungen kennen dagegen keinen solchen Vorbehalt. Der Nuklearschadensfonds des Bundes deckt mögliche Ernteausfälle der Schweizer Bauern. Nach dem GAU von Tschernobyl schüttete der Fonds Millionen aus.
Bis zu welchem Betrag haften die Schweizer AKW im Katastrophenfall?
Kommt es in der Schweiz zu einer Reaktorkatastrophe wie in Japan oder 1986 in Tschernobyl, haften die AKW-Betreiber und der Bund mit maximal 1,8 Milliarden Franken. Diese Haftungssumme legte das Parlament 2008 im Einklang mit internationalen Übereinkommen fest. Eine Studie schätzt das Schadenpotenzial allerdings auf 4 Billionen – also nicht 1,8 sondern 4000 Milliarden Franken.
Was passiert, wenn der Körper mit radioaktiver Strahlung in Kontakt kommt?
Wer einer sehr hohen Dosis radioaktiver Strahlung ausgesetzt war, beispielsweise die Arbeiter, die an den Aufräumarbeiten in Tschernobyl beteiligt waren, stirbt nach wenigen Tagen oder Wochen. Bei geringerer Dosis kann es jedoch Jahrzehnte dauern, bis verstrahlte Menschen an Krebs erkranken. Die Tschernobyl-Tragödie zeigte, dass bereits geringe Dosen ausreichen können, um Spätfolgen wie Krebs oder Erbschäden auszulösen.
Was nützen Jod-Tabletten?
Bei einer Kernschmelze entsteht unter anderem radioaktives, gasförmiges Jod 131. Der Körper nimmt dieses radioaktive Jod auf und lagert es in der Schilddrüse ab, wo es weiter abstrahlt und Schilddrüsenkrebs verursachen kann. Werden Jodtabletten bereits vor oder spätestens innerhalb der ersten Stunden nach der Exposition eingenommen, kann die Speicherung von Radio-Jod in der Schilddrüse reduziert werden. Gegen andere radioaktive Stoffe nützen die Tabletten nichts.
Was ist eine Kernschmelze?
Fallen die Kühlsysteme aus, erhitzen sich die Brennstäbe auch nach der Abschaltung durch radioaktiven Zerfall so stark, dass sie schliesslich schmelzen. Im schlimmsten Fall schmilzt sich der Kern dann durch sämtliche Barrieren und setzt unkontrolliert hochradioaktives Material in die Umgebung frei.
Hat die Atomkatastrophe in Japan Konsequenzen für die Schweiz?
Nach einer erneuten Sicherheitsüberprüfung müssten im Extremfall Schweizer AKW abgeschaltet werden. Das bestätigte Energieministerin Doris Leuthard vor Medien in Bern. Vor allem bei den älteren Atomkraftwerken wäre es möglich, dass man sie vom Netz nehmen müsste. Denn die Investitionen für die Erhöhung der Sicherheit wären möglicherweise zu hoch.